Schon bei der ersten Ankündigung von The Callisto Protocol mit Teaser, Trailer und Bildern gab es bei mir Flashback Momente zu Dead Space, aber auch Doom (3) und Jumpscare Elemente à la F.E.A.R. Vor allem die Nähe zu Dead Space ist klar erkennbar und ganz von der Hand zu weisen ist es nicht, dass hier die ein oder andere Inspiration durch die Horror-Titel beeinflusst wurde. Allein schon, dass diverse Mitwirkende an The Callisto Protocol auch schon bei den Dead Space Titeln involviert waren… Mit dem Hintergrund ist die Ähnlichkeit auch nicht mehr überraschend. Aber ob die Erwartungen auch erfüllt werden können, muss The Callisto Protocol in unserem Test auch beweisen.
Auf der Gamescom 2022 durfte ich mir mit ein paar anderen Interessenten weiteres Material anschauen und meine Befürchtungen haben sich dort gefestigt… Das Game wird mehr als gut, wenn die Entwickler das gezeigte Gameplay letztendlich umsetzen. Da aber zwischen der Gamescom und dem Release nicht mehr so viel Zeit lag, sind wir zu dem Zeitpunkt bereits davon ausgegangen, dass die aktuellen Arbeiten eher dem Feinschliff und Synchronisation dienten und die gezeigten Szenen auch bereits dem finalen Stand entsprechen.
Anfang Dezember war es dann so weit und The Callisto Protocol wurde veröffentlicht.
Allein der Hintergrund im Hauptmenü verspricht schon Unheil und darum fackeln wir nicht lange rum und starten in die düsteren Gänge des Hochsicherheitstrakts von Black Iron.
Wer sich natürlich noch ein wenig in den Optionen umschauen möchte, darf das natürlich auch gerne machen, ich empfehle die Schrift des Untertitels ein wenig anzupassen…
Untertitel ahhh… Englisch, spanisch, chinesisch Synchro … Nein, keine Angst, das Spiel hat eine deutsche Sprachausgabe und ich stelle mir dennoch gerne den Untertitel dazu ein. Aber auch abseits der Sprache, gibt es reichlich Einstellungsoptionen für Audio, Video und Gameplay.
Mit dem Start ins Spiel geht es erstmal los mit der Wahl des Schwierigkeitsgrads.
- Minimalsicherheitstrakt – Leicht, hier liegt der Fokus auf einen entspannten Durchlauf mit leichten Gegnern und Ressourcen in ausreichenden Mengen
- Mittelsicherheitstrakt – Normal, eine ausgewogene Erfahrung aus Story und Herausforderungen. Gegner sind fordernd, stehen euch mehrere Gegner gegenüber, müsst ihr schon ein wenig aufpassen. Geht etwas sorgsamer mit euren Ressourcen um, es gibt zwar noch genug zu finden, aber ihr müsst schon ein wenig haushalten, um gut damit auszukommen.
- Hochsicherheitstrakt – Schwer, Gegner machen böses Aua, vor allem die größten Biester hauen euch auch gerne mal mit einem Schlag aus dem Leben. Dazu kommt noch, dass die zur Verfügung stehenden Ressourcen rar sind. Plant jeden Schritt und vermeidet Kämpfe mit mehreren Gegnern, macht euch auf einige Tode gefasst. Definitiv nicht für Neulinge geeignet, außer ihr seid stressresistent, ruhig, ausgeglichen und seid Meister der Selbstbeherrschung mit einer steilen Lernkurve.
Selbst wenn ihr euch für den leichten Schwierigkeitsgrad entscheidet, wird der weg trotzdem kein Spaziergang, es ist ganz klar einfacher, aber dennoch hat jeder Gegner das Potenzial, euch mit wenigen Schlägen frei Haus zum letzten Speicherpunkt zurückzubringen.
Spoileralarm!!! Wir kommen nicht ganz ohne Spoiler aus, ihr wurdet also gewarnt.
Wir befinden uns im 24. Jahrhundert. Die Menschheit hat längst den Sprung auf andere Planeten geschafft. Neue Lebensräume sind unter anderem auf den Monden des Jupiter entstanden, so auch auf Europa mit groß angelegten Metropolen. Das Unternehmen United Jupiter Company ist maßgeblich an der Besiedlung beteiligt und betreibt zusätzlich auf Callisto ein Strafgefangenenlager, das Black Iron. Die Widerstandsgruppe The Outer Way stellt sich allerdings gegen die United Jupiter Company und so sind die Anschläge auf Europa an der Tagesordnung.
Mit einer Nachrichtensendung über einen solchen Anschlag finden wir uns in einem Transportraumschiff wieder und schlüpfen in die Rolle von Jacob Lee, der mit seinem Co-Piloten Max Barrow im Anflug auf Callisto ist. Mit diesem Job soll endlich genug Geld rausspringen, um ein ruhigeres Leben führen zu können.
Eine Meldung über ein Leck in der Hülle des Transporters bringt etwas Abwechslung in den Flug und Jacob begibt sich auf die Suche nach der Ursache. Durch die „Künste“ im Beladen und Ladungssicherung unseres Co-Piloten müssen wir ein paar Umwege durch den Laderaum nehmen und wir bekommen eine kleine Kostprobe mit Erklärungen, welche Hindernisse uns erwarten. So klettern wir durch ein paar Schächte, krabbeln unter Rohren hindurch, überwinden ein paar Hindernisse und so weiter und so weiter…
Leider müssen wir feststellen, dass es nicht etwa eine Fehlfunktion im System ist, oder eine nicht verriegelte Schleuse war, die uns hierher gebracht hat, sondern sich eine Gruppe der Untergrundorganisation Zugang verschafft hat, um nach Callisto zu kommen.
Warum soll denn auch eine Geschichte mal damit anfangen, dass alles nach Plan läuft???
Durch diverse… Nennen wir es mal Umstände, wie Verfolgungen, Schießereien und ähnliche Aktionen zwischen der Crew und The Outer Way nimmt sie Reise in Richtung Callisto ein unsanftes Ende und aus irgendwelchen, für Jacob unerklärlichen Gründen landen wir schließlich als gefangener im Black Iron… So fristen wir fortan ein Leben als Gefangener in dieser Strafanstalt, ENDE…
So der erste Gedanke von Jacob Lee, aber etwas passiert in der Strafanstalt… Feuer, Zerstörung, Explosionen und seltsame Kreaturen stehen euch im Weg. Mit der Hilfe von Mitgefangenen machst du dich auf den Weg dieser Hölle zu entkommen und dahinterzukommen, was hier überhaupt vorgefallen ist. Wer oder was steckt hinter diesem Wahnsinn? Die United Jupiter Company, The Outer Way oder noch was ganz anderes?
Um uns den Gefahren entgegenzustellen, stehen uns verschiedene Gegenstände und Waffen zur Verfügung, mit denen wir uns zur Wehr setzen. Angefangen bei einer einfachen Schlagwaffe der Wärter über eine Pistole und Schrotflinten kommen noch weitere Bleispritzen dazu. Aber anstatt die Waffen durch bessere Versionen auszutauschen, gehen wir in Callisto Protocol den Weg, die Waffen und Gadgets an einem 3D Drucker zu modifizieren und Verbesserungen anzubringen. Mehr Schaden, mehr Stabilität oder einfach ein wenig mehr Patronen im Magazin.
Sollte euch die Munition knapp werden, könnt ihr am Drucker auch ganz einfach welche drucken… Aber nichts ist umsonst. Jede Modifikation oder Item kostet euch einiges an Geld, das erstmal gefunden werden will. Bei besiegten Gegnern in Schranken und in den Taschen toter Wärter findet sich so manch ein Callisto Credit den man nur zu gerne gegen besseres Equipment eintaucht.
Optik, Effekte, Umgebung und Charaktere… Kein grafisches Wunder, aber dennoch ganz oben dabei.
Bei der grafischen Gestaltung muss man den Entwicklern ein Lob aussprechen. Die Vielfalt an Details ist schon großartig für einen Shooter und auch die Effekte wie zum Beispiel das Blut der Gegner, den Charakter einsauen oder der Schnee in den Außenbereichen kommt sehr gut rüber.
Die Gegner-Designs sind auch nicht von schlechten Eltern und sehen sehr gut aus, auch wenn man sich noch ein paar mehr Gegnertypen wünschen könnte. Eine Besonderheit, auf die wir treffen können, hat mich auch schon auf der Gamescom begeistert, und zwar die Mutation von Gegnern in einer stärkeren Variante, wenn man nicht schnell genug reagiert. Anfangs hatte ich gedacht, dass hier doch ein Element entfernt wurde und nicht den Weg ins Finale Game findet, aber nach ein paar Spielstunden kam dann doch der erste Gegner mit Potenzial zur Mutation.
Und ganz wichtig, jeder Gegner kann einem aus dem Leben klatschen, auch mit besserem Equipment und weitem Spielfortschritt haut euch auch ein vermeintlich schwacher Gegner aus den Latschen. Generell solltet ihr euch nicht blind in den nächsten Gegner stürzen, schaut euch die Laufwege an und beobachtet die Umgebung, um nicht weitere Biester auf euch aufmerksam zu machen.
Nutze nicht nur deine Waffen, sondern auch den Verstand und locke Gegner in Fallen oder schleudert sie in Ventilatoren oder laufende Maschinen, um ihnen den Garaus zu machen.
Gespielt wird aus der 3rd Person Perspektive und obwohl die Kamera relativ dicht hinter der Schulter von Jacob platziert ist, kann man sehr gut die Übersicht behalten. Die Kameraführung zentriert sich in der Grundeinstellung immer wieder gut in Bewegungsrichtung.
Was zusätzlich gut rübergebracht wird, ist die beklemmende Stimmung, durch ein gutes Spiel zwischen Licht und Schatten und plötzlich auftretende Effekte wird so manch ein Jumpscare Effekte verstärkt und ist nichts für schwache Nerven.
The Callisto Protocol ist für Playstation, Xbox und PC erhältlich.