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Donnerstag, November 28, 2024

The Suicide of Rachel Foster – Review – Test

Ein einsames Hotel in den Bergen. Verschneite Wälder und romantische Landschaft. So beginnt auf jeden Fall das Spiel „The Suicide of Rachel Foster„. Die Protagonistin Nicole ist auf den Weg in das alte Hotel ihrer Eltern. Während des Intros liest man den letzten Brief ihrer Mutter. In diesem werden die Umstände der Reise zum Hotel in schöner weise zusammen gefasst und der letzte Wille der Mutter deutlich: Verkauf das Hotel. Mit diesem Hintergedanken ist Nicole also nun auf dem Weg, da der Familienanwalt möchte, dass sie das verbliebene Vermögen schätzt und aufteilt, was gegebenenfalls erhalten bleiben soll. Das im folgenden Text Spoiler auftauchen, lässt sich leider nicht vermeiden.

Beworben wird das Spiel als mehrschichtiger Thriller, der Elemente aus Mystery und Horror vereint. Mit diesem Grundwissen bin ich an „The Suicide of Rachel Foster“ herangegangen. Normalerweise hätte ich solche Spiele, mit derartiger Ankündigung, gänzlich vermieden. Horrorspiele sind absolut nicht meines! Doch soviel vorweg: Der Horror ist hier nicht durch Jumpscares betont, sondern eher subtiler, feiner. Das wiederum macht ihn weniger schrecklich. Eher das Gegenteil dennoch verliert er nie seinen Druck.

Nach dem interessanten und Fragen aufwerfenden Intro beginnt man in der Tiefgarage des Hotels. Bereits hier beginnt der sanfte Druck auf die eigene Psyche – man kennt nur die groben Hintergründe der Geschichte und die Umgebung ist düster und mysteriös gehalten. Auf in das alte Büro des Vaters und ein Anruf des Anwalts entgegengenommen. Dieser teilt mit, dass sich seine Anreise verzögert und Nicole – so heißt die Protagonistin – bereits mit der Besichtigung beginnen soll. Der Rundgang beginnt also direkt danach und Nicole möchte ihr altes Zimmer aufsuchen, welches sie vor zehn Jahren verlassen hat. Die Nacht, in welcher ihre Mutter mit ihr das Hotel verlassen hat, ist von Beginn an einer der Angelpunkte der Geschichte und tritt immer wieder in den Vordergrund. Im Zimmer angekommen findet man es unverändert und aufgeräumt vor. Lediglich ein Telefon – ein Mobilteil – befindet sich hier und klingelt etwas später im Verlauf. Am Telefon meldet sich ein FEMA-Mitarbeiter, welcher uns mitteilt, dass das Verlassen des Hotels nicht möglich ist, da ein Schneesturm die Region in Schach hält. Es gibt kein Rauf- oder Runterkommen von dem Berg. Wenig glücklich darüber akzeptiert Nicole ihr Schicksal irgendwann und die Reise geht weiter. Nachdem die Grundversorgung sichergestellt ist, beschließt sie, die Begutachtung des Hauses fortzusetzen. Besser, als sinnlos herumzusitzen.

An diesem Punkt nimmt das Spiel dann vollständig in der Geschichte Fahrt auf. Während Nicole den zweiten Stock begutachtet und feststellt, dass alles verschimmelt und der Flur zum ehemaligen Refugium des Vaters verriegelt ist, klingelt ein Telefon. Eigentlich sollte dieses Telefon abgeklemmt und nicht erreichbar sein! Und die Nachricht, welche der Anrufer uns mitteilt, ist noch seltsamer: „Rachel lebt!“. Damit wird der erste größere Storystrang beendet und wir beginnen am nächsten Tag. Nicole hat alle Unterlagen zum Tod von Rachel gesammelt, welche nun im Detail begutachtet werden. Jetzt erfährt der Spieler noch mehr zum Selbstmord von Rachel – vor zehn Jahren hatte der eigene Vater ein Verhältnis mit der Tochter des Pfarrers. Dabei wurde diese Schwanger von ihm und erwartete ein Kind. An dem Tag als Nicole mit ihrer Mutter das Hotel verlässt, begeht Rachel Selbstmord. Somit bleibt ihr Vater allein zurück mit den Vorwürfen, er habe die junge Frau in den Selbstmord getrieben. Doch gibt es auch immer wieder Zeitungsartikel, die davon sprechen, dass man Rachel nach diesem Tag noch im Hotel gesehen hätte. Nicole sammelt die Hinweise und bespricht sich regelmäßig mit Irvin, dem FEMA-Mitarbeiter.

Hier greift ein weiterer Punkt der Spielmechanik: Auch wenn Nicole im Hotel allein ist, befindet sie sich im regelmäßigen Gespräch mit Irvin und der Spieler hat die Möglichkeit, eine Verbindung zum ihm aufzubauen. So bleibt Nicole auch über Weihnachten im Hotel und hat die alte Weihnachtsdeko aufgebaut. Laut eigener Aussage ist Irvin ihretwegen in der Zentrale geblieben, um mit ihr in Kontakt zu bleiben. Somit bauen die zwei eine Bindung auf und es gibt auch die Option, sich nach der ganzen Sache im Hotel zu verabreden und Nicole bittet um ein Treffen. Das verleiht dem Spiel und der Geschichte – auch aufgrund von diverser Wendungen gegen Ende – eine ganz besondere Note.

Irgendwann eröffnen sich im Spielverlauf auch neue Bereiche und es wird etwas paranormal, als Nicole Unterlagen und Filmmaterial einer Geisterjäger-Crew findet. Hier rutscht das Spiel dann in eine mystische paranormale Schiene ab, welche nicht jedem liegt und auch mir etwas komisch aufstieß. Aber die Zusammenhänge werden immer klarer und die Vergangenheit wird spätestens dann sehr klar für Nicole, wenn sie sich in einem Hinterzimmer des Hotels umgeben von Schaufensterpuppen wiederfindet. Diese sind zu einem Schauspiel angeordnet und zeigen eine Puppe mit Kind am Boden und viele andere, die dieser offensichtlich den Rücken zukehren. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht sagen – handelt es sich doch um einen absoluten Schlüsselmoment im gesamten Handlungsstrang!

Spätestens nach dieser Szene geht es Schlag auf Schlag mit den Erkenntnissen und Nicole sieht sich tatsächlich, wie auch in der Beschreibung des Spiels wiedergegeben, mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Wer bisher noch nicht an dem Punkt war, kann spätestens jetzt nicht mehr die Finger davon lassen!

Die packende Geschichte ist untermalt von gut inszenierter Musik. Der Soundtrack weckt stetig Spannung und weiß, mit den Gefühlen in den passenden Situationen zu spielen. Ergänzt mit der schönen Grafik wird „The Suicide of Rachel Foster“ zu einem spielbaren perfekten Thriller. An jeder Ecke spürt man die Liebe zum Detail – da hängen alte Familienbilder oder Bilder von den Feiern im Hotel. Alte Unterlagen auf dem Schreibtisch oder die alten Zigaretten von Nicoles Vater liegen herum. Die begonnen Renovierungsarbeiten oder auch der Schneesturm vor dem Fenster wecken wirklich das Gefühl, in einem alten knarrenden Hotel zu sein. Optisch ist das Hotel ganz eindeutig angelehnt an jenes aus dem Klassiker „Psycho“, was die Stimmung natürlich ebenso mitschwingen lässt.

Ich war vollständig begeistert. Nachdem ich mit Horrospielen oder dergleichen eigentlich wenig anfangen kann, war ich richtig skeptisch. Doch desto mehr ich gespielt habe, je tiefer ich in die Geschichte um die tote Rachel, Nicole und ihrer Familie abgetaucht bin, desto realer fühlte es sich alles an. Eine Geschichte, die – der Tragik bewusst – auch real hätte passiert sein können. Durch Zeitungsartikel, Geschichten und Fotos ergänzt entwickelt das eine Dynamik, die mich bis Nachts um zwei vor den Rechner fesselte. Ich bin dankbar, dass Daedalic dieses kleine Meisterwerk geliefert hat und ich es gespielt habe. Da bleibt mir nur ein einfach: Danke! Und an alle Leser da draußen, welche das Spiel noch nicht gespielt haben: Es lohnt sich! Und für den Preis von 16,99 € auch im Leistungsverhältnis gut.

The Suicide of Rachel Foster – Review – Test
8
Grafik
7.5
Sound
8
Steuerung
8.5
Spiele Spaß
8.5
Preis Leistung
Gesamtwertung 8.1 / 10
Unser Fazit
Storytelling in Spielen ist immer etwas, das entweder grandios gelungen ist, oder eher in der Mittelmäßigkeit verschwindet. Hier hat Entwickler ONE-O-ONE GAMES mit Publisher Daedalic Entertainment etwas abgeliefert, dass definitiv zu erster Gruppe gehört! Es gab schnell einen Punkt im Spielverlauf, an dem ich "nicht mehr zurück" konnte. Genauso wie es Nicole irgendwann packt und sie nicht mehr aufhören kann, musste auch ich weiter. Dabei steigert sich die Spannung und man hat schnell das Gefühl, dass jedes Bild einen beobachtet und die Augen einem begleiten. Das dies nicht der Fall ist, wird spätestens zum Ende klar. Für mich ist hier ein wahrer Goldschatz released worden!

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Michael Barkow
Michael Barkowhttps://www.twitch.tv/gutertag_streaming
1989 erblickte ich das Licht dieser Welt - und bereits 1998 entdeckte ich das Zocken; damals noch mit Command & Conquer: Alarmstufe Rot von 1996. Seitdem bekommt mich die Gamingwelt nicht mehr los. 2005 begann dann für mich die Reise in World of Warcraft und die MMO-Szene hatte mich begeistert. Seitdem habe ich vieles gesehen und erlebt und hüpfe immer mal wieder von einem zum anderen MMO, da ich es nie ganz sein lassen kann. Mit meiner 2015 geborenen Tochter habe ich aber etwas gefunden, dass noch mehr Interesse und Begeisterung weckt. Da das Leben mit Familie tagsüber fesselt, habe ich das Streamen und Zocken am Abend für mich entdeckt. Somit bekommt das Zocken weiterhin seinen Platz in meinem Alltag.

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