Jedes Jahr zur Weihnachtszeit zieht ein Filmklassiker Millionen von Zuschauern in seinen Bann: „Kevin – Allein zu Haus“. Doch wie wird eigentlich entschieden, welcher Sender diesen Kultfilm ausstrahlen darf? Und verdienen die Schauspieler von damals heute noch daran? Hinter den Kulissen verbirgt sich ein komplexes Zusammenspiel aus Lizenzverträgen, Rechteverhandlungen und Nachvergütungen. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Welt der TV-Rechte, erklären, wie Residuals funktionieren, und verraten, welche Summen für Filmklassiker wie diesen im Spiel sind. Ein spannender Einblick in die Geschäftsseite der Filmindustrie!
Wer entscheidet, welcher Sender „Kevin – Allein zu Haus“ zeigt?
Der Klassiker „Kevin – Allein zu Haus“ (Originaltitel: Home Alone) ist ein Paradebeispiel, um zu erklären, wie TV-Ausstrahlungsrechte vergeben werden. Hier ist der Prozess im Detail:
1. Wer besitzt die Rechte?
Der Film gehört zur Rechtebibliothek des US-amerikanischen Studios 20th Century Studios (ehemals 20th Century Fox), das mittlerweile Teil von Disney ist. Disney entscheidet, welche TV-Sender in Deutschland die Rechte erwerben dürfen.
2. Lizenzverträge mit TV-Sendern
Oft haben Sender wie ProSiebenSat.1 langfristige Verträge mit Disney abgeschlossen. Das erklärt, warum „Kevin – Allein zu Haus“ in den letzten Jahren regelmäßig dort ausgestrahlt wurde. Endet ein solcher Vertrag, können andere Sender wie RTL oder die ARD/ZDF Interesse an den Rechten anmelden.
3. Exklusiv- oder Nicht-Exklusivrechte
In den meisten Fällen werden Filme für eine exklusive Nutzung lizenziert. Das bedeutet, nur der Sender mit den Rechten darf den Film zeigen. Eine nicht-exklusive Lizenz, bei der mehrere Sender denselben Film ausstrahlen, ist selten.
4. Verhandlungen und Gebote
Sender wie ProSieben, RTL oder ARD/ZDF verhandeln direkt mit Disney über die Rechte. Dabei spielen Faktoren wie die erwarteten Einschaltquoten und der Preis eine Rolle. Weihnachtsklassiker wie „Kevin – Allein zu Haus“ erzielen traditionell hohe Einschaltquoten, was sie besonders begehrt macht.
5. Einfluss von Streaming-Plattformen
Disney könnte theoretisch entscheiden, den Film ausschließlich über die eigene Streaming-Plattform Disney+ verfügbar zu machen. Bislang wird „Kevin – Allein zu Haus“ jedoch parallel an deutsche TV-Sender lizenziert.
Bekommen die Schauspieler Geld für TV-Ausstrahlungen?
Ob Schauspieler wie Macaulay Culkin oder Joe Pesci weiterhin Geld verdienen, hängt von den Verträgen ab, die sie damals abgeschlossen haben. Hier die wichtigsten Faktoren:
1. Residuals – Nachvergütungen
In den USA regelt die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA, dass Schauspieler für wiederholte Nutzungen eines Films (z. B. TV-Ausstrahlungen oder Streaming) Residuals erhalten. Diese Nachvergütungen basieren auf den Einnahmen des Rechteinhabers.
Beispiel: Ein TV-Sender zahlt eine Lizenzgebühr an Disney. Ein Teil dieser Gebühr wird an die Schauspieler ausgeschüttet.
2. Verträge von 1990
Als „Kevin – Allein zu Haus“ 1990 gedreht wurde, war Macaulay Culkin ein Kind. Ob er damals Residuals vereinbart hat, hängt von den Verhandlungen seines Agenten ab. Erfahrene Schauspieler wie Joe Pesci oder Catherine O’Hara waren bereits Mitglieder der SAG-AFTRA und haben daher wahrscheinlich Anspruch auf Residuals.
3. Streaming und neue Nutzungsformen
Die ursprünglichen Verträge von 1990 berücksichtigen Streaming-Plattformen wie Disney+ nicht. Residuals für Streaming können daher anders berechnet werden, zum Beispiel durch neue Verträge mit den Schauspielern.
4. Residuals in Deutschland
Internationale Ausstrahlungen, etwa in Deutschland, fließen oft nur teilweise in die Residual-Kasse. Der Hauptfokus liegt auf den US-amerikanischen Markt.
Wie viel Geld ist im Spiel?
Die genaue Höhe der gezahlten Summen hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hier ein Überblick:
1. Kosten für TV-Ausstrahlungsrechte
Sender wie ProSieben zahlen für Blockbuster wie „Kevin – Allein zu Haus“ hohe Lizenzgebühren:
Free-TV: 500.000 € bis 1 Million € pro Jahr, abhängig von der Popularität.
Pay-TV: 200.000 € bis 500.000 €, da die Zuschauerbasis kleiner ist.
Streaming: Disney nutzt den Film auf Disney+ zur Kundenbindung und erhält keine externen Lizenzgebühren.
2. Residuals für Schauspieler
Hauptdarsteller (z. B. Macaulay Culkin): Je nach Vertrag könnte er jährlich 100.000–300.000 USD an Residuals verdienen.
Nebendarsteller (z. B. Joe Pesci): Residuals könnten 3.000–5.000 USD pro TV-Ausstrahlung betragen, jährlich summiert sich das auf 20.000–50.000 USD.
Statisten und kleinere Rollen: Meist erhalten sie keine Residuals oder nur minimale Beträge.
3. Gewinne für Disney
Der größte Gewinner bleibt der Rechteinhaber: Disney. Bei Lizenzgebühren von 1 Million € für eine TV-Ausstrahlung gehen etwa 80–90 % direkt an Disney.
Fazit
Die jährliche Ausstrahlung von „Kevin – Allein zu Haus“ im deutschen Fernsehen ist das Ergebnis komplexer Verhandlungen zwischen Sendern und Rechteinhabern wie Disney. Während Disney und die TV-Sender hohe Einnahmen erzielen, profitieren auch die Schauspieler durch Residuals – vorausgesetzt, ihre damaligen Verträge regeln dies entsprechend. Für 2024 bleibt es wahrscheinlich, dass der Film wieder bei ProSieben oder Sat.1 läuft, doch letztlich entscheidet Disney, an wen die Rechte vergeben werden.
Der Kultfilm bleibt ein Paradebeispiel dafür, wie eng Kunst und Geschäft in der Filmindustrie miteinander verbunden sind.