Es gibt mittlerweile unglaublich viele Spiele da draußen, sodass man nicht alle auf dem Schirm haben kann. Dabei passiert es schnell, dass man so manche Perle übersieht – nicht so bei Mato Anomalies zum Glück. Diese Perle ist mir aufgefallen und ich hatte das Glück, sie spielen zu dürfen. Das chinesische Studio Arrowiz hat hier ein Rollenspiel mit starken Persona Einflüssen geschaffen. Wer Fan eines solchen Genres ist, der wird mit Mato Anomalies definitiv glücklich. Doch werfen wir trotz allem einen Blick auf dieses Spiel.
Unser Spiel startet in einer futuristisch anmutenden Stadt namens Mato mit Einflüssen, welche an Shanghai erinnern. Hier leben die verschiedensten Menschen. Einer von diesen ist unser Protagonist Doe, ein Privatdetektiv. Die Arbeit brachte Doe in der Vergangenheit verschiedene Kontakte, so auch zu Nightshade, von der Doe einen Auftrag erhält, welcher seine Sichtweise auf die Stadt in der er lebt verändern wird. Während er sich also auf macht, den Auftrag zu erfüllen, kommt es in einer Parallelwelt zu einer Begegnung mit seltsamen Wesen, den Nachtmahren. Diese sind kurz davor Doe zu töten, allerdings rettet der mutige Schamane Gram ihn. Mit seinem Katana gelingt es Gram die Nachtmahre zu besiegen.
Dies ist der Beginn einer Zusammenarbeit, wie sie keiner von beiden erwartet hätte. Während Doe sich in der Stadt umhört und immer mehr Informationen erhält, stellt Gram sich in den Parallelwelten den Wesen. Nur gemeinsam gelingt es ihnen, voranzukommen. Die Geschichte ist fesselnd und sie zieht einen in ihren Bann, sodass man gerne vorankommen möchte. Manche Passagen ziehen leider etwas, was sich aber in Spielen mit Visual Novel Anteil nicht vermeiden lässt – um Höhen zu erreichen muss man auch Tiefen haben. So oder so erwartet uns als Spieler eine Menge Text, der gelesen werden möchte. Die wenigen Zwischensequenzen sind vertont und die englische Sprachausgabe weiß auch definitiv zu überzeugen. Leider gibt es diese nicht so häufig, sodass wir hier nur selten in diesen Genuss kommen.
Die verschiedenen Charaktere wissen zu überzeugen, hätten aber teilweise etwas mehr Raum vertragen. Hier spürt man auch die genannten Höhen und Tiefen, aber verschiedene Wendungen wissen immer wieder rechtzeitig einen neuen Spannungspunkt zu setzen, sodass es bis zum Ende nicht zu langweilig und langwierig wird.
In der Technik weiß Mato Anomalies mit verschiedenen Funktionen zu punkten. Während Doe sich in Mind Hacks probiert – eine Art Deckbuilding Kartenspiel, bei dem wir den Verstand unseres Gegenübers hacken um an Informationen zu kommen – finden in der Parallelwelt rundenbasierte Kämpfe statt. Beim Mind Hack sind die Kartendecks jedoch vorgegeben, sodass hier keine größere Anpassung möglich ist. Zeitgleich erwarten uns aber Dämonen mit Spezialeffekten im Geist unseres Gegenübers, sodass wir hier auch noch verschiedene Wege finden müssen. Hier fordert das Spiel am Anfang noch nicht zu sehr, später jedoch immer mehr eine gewisse Strategie. Mal benötigt es einen starken Angriff mit hoher Punktzahl, mal muss eine defensive Art und Weise genutzt werden, um den Angriffen der Dämonen standzuhalten. Leider hatte ich das Gefühl, das gerade dieses Feature zu wenig vorhanden war. Hier hätte ich gerne mehr von gehabt!
In den rundenbasierten Kämpfen hingegen läuft es ab, wie man es von Kämpfen dieser Art gewohnt ist. Die Besonderheit hier ist eventuell der geteilte Pool an Lebenspunkten. Alle Charaktere teilen sich diesen, sodass hier die Verteidigung und ggfs. auch Heilung ein wichtiger Punkt zufällt. Die verschiedenen Dungeons, die man in der Parallelwelt aufsucht, werden mit der Zeit zunehmend komplexer, bleiben aber immer sehr linear. Die Kämpfe hier sind nahezu unvermeidbar, sodass ein Vorankommen immer davon abhängt, dass man sich den Gegnern stellt und diese ausschaltet. Wem das zu langweilig wird, der hat auch die Option, eine KI zu aktivieren und sich bei den Kämpfen einfach zurück zu lehnen und zuzuschauen.
Das gesamte Spiel bietet neben der Hauptgeschichte auch noch verschiedene kleine Nebenquests, die sich in die Stadt einfügen. Hier erhält man einen Einblick in die Abgründe einer Stadt, in der sich die Schere zwischen Arm und Reich so weit ausgeweitet hat, dass die verschiedenen Positionen nur noch durch Anfeindung und Misstrauen existieren. Ein wenig hatte ich das Gefühl, dass Mato nur sein volles Potenzial als Schauplatz entfaltet, wenn man bereit ist, sich auch auf diese einzulassen.
Technisch hatte ich mit der PC Version keine Probleme, habe aber von Kollegen die Information erhalten, dass dies mit der Nintendo Switch Version nicht so sei. Selbst bestätigen kann ich das nicht, sodass ich nur für die PC Version sprechen kann. Hier gab es keine Bugs oder Grafikfehler, welche das Spielerlebnis getrübt hätten.
Insgesamt erhält man mit Mato Anomalies daher ein Spiel, welches sich liebevoll an dem Persona-Genre bedient und gekonnt eine Visual Novel mit RPG Einflüssen mixt. Die verschiedenen Features wissen zu überzeugen, könnten stellenweise jedoch stärker ausfallen. Storytechnisch entfaltet Mato Anomalies seine größte Stärke und kann auch mit unerwarteten Wendungen überraschen. Die Charaktere treiben die Geschichte voran, wenngleich manche von ihnen mehr Tiefe vertragen hätten. Allerdings bleibt das Meckern auf hohem Niveau, da sich Arrowiz hier ein verdientes Stück von diesem Genre-Kuchen abgeschnitten hat. Wer also mit dem Genre etwas anfangen kann, der sollte hier zugreifen, um eine weitere kleine Perle zu erhalten. Dank der verschiedenen Versionen könnt ihr das Spiel sowohl auf dem PC, als auch auf PlayStation, Xbox oder der Nintendo Switch erleben.