Koei Tecmo und deren Entwicklerstudio Omega Force sind ja eher bekannt für Titel nach der Hack- und Slash-Formel, wie die Dynasty Warrior Reihe, Warrior Orochi und auch die One Piece Pirate Warrior Games… Ja, Omega Force hat auch noch einige weitere Genres zu bedienen, aber das sind zumindest schon mal einige der sehr bekannten Games im Portfolio.
Electronic Arts, als einer der bekanntesten Publisher für AAA-Games und Omega Force mit ihren asiatisch angehauchten Games, lebendigen Kämpfen auf großen Arealen und vielen dynamischen Aktionen, die im Spielverlauf immer wieder für Abwechslungen sorgen… Was wird das wohl für eine Mischung? Zumindest lässt der Titel vermuten, dass es nichts Langweiliges werden soll.
Wild Hearts, wenn ihr wissen möchtet, was euch in dieser wilden Jagd erwartet und was das Game kann, bleibt gerne noch ein wenig.
Aber erstmal ganz von vorne, was wir uns unter Wild Hearts vorstellen können? Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten… vielen sollten die Monster Hunter Games von Capcom ein Begriff sein. Riesige Wyvern, drachenartige Kreaturen, die die Gegend unsicher machen und gestoppt werden „möchten“.
Jetzt ersetzen wir die Wyvern und Drachen gegen riesige Versionen anderer Tierarten und erhalten das, was Wild Hearts im Groben etwa ist. Für diejenigen, die damit dennoch nicht viel anfangen können, gehen wir jetzt tiefer ins Spiel.
Da ihr bei Wild Hearts keine riesige und bis ins kleinste Detail ausgearbeitete Story erwarten müsst, lasse ich das mal mit speziellen Spoilerwarnungen. Ja, es gibt eine Geschichte, aber als die zusammengeschrieben wurde, hatten die Mainstoryschreiber wahrscheinlich frei oder es haben sich diverse Leute dazu entschlossen eine komplexe Story Tiefe gegen noch größere Monster zu tauschen.
Als namenloser Jäger schlagen wir uns durch einen Wald, die Beute im Visier. Wir springen über umgefallene Bäume, erklimmen Vorsprünge und erledigen zwei kleinere Gegner, um die grundlegenden Steuerungen des Spiels zu erlernen. Alles so weit keine große Hürde und treffen letztendlich auf eine mysteriöse Person mit einer Katzenmaske. Der Fremde ist uns freundlich gesinnt und verwickelt uns in ein Gespräch, in dem wir jetzt unserem bisher unbeschriebenen Charakter einen Hintergrund und Aussehen verpassen.
Der Editor zur Gestaltung eures Charakters ist umfangreich… sehr umfangreich. Nahezu jedes Detail kann bis ins Kleinste angepasst und verändert werden. In jeder Kategorie gibt es eine Vielzahl an vorgefertigten Modelle. Von Augen, Mund und Kinn bis hin zu Wangenknochen, Augenbrauen und Stirn… alles lässt sich individuell anpassen und so seinen Jäger gestalten. Dabei ist es auch egal, ob männlich oder weibliche Elemente gewählt werden, hier wird jeder fündig.
Nach gefühlten zwei Stunden (ne, es kommt sogar fast hin) stand mein neuer Jäger vor mir und abschließend verpassten wir uns noch eine Stimme. Je nachdem, welche Sprache für das Spiel eingestellt wurde, steht euch hier eine Auswahl an verschiedenen Stimmlagen zur Verfügung.
Jetzt, wo wir nicht mehr nur eine Spielfigur in Rüstung sind, kann es weitergehen. Der Fremde erzählt uns von den Kemonos, die das Land überrannt haben. Kemonos sind die Bestien, die die Menschheit aus den ländlichen Siedlungen vertrieben hat, bis nur noch die letzte Stadt Minato übrig geblieben ist. Na, was liegt denn dann näher als Jäger, als diese Biester zurückzuschlagen?
Gleich darauf werden wir schon von einem Rudel Wölfe angegriffen, die mit einer frostigen Begleiterscheinung auf der Bildfläche erscheinen. Kemono sind nicht nur einfache wilde Tiere, sie haben auch die Eigenschaft die Landschaft zu verändern, was wir nach diesem einfachen Kampf mit den drei kleinen Wölfen feststellen müssen. Diese sind nicht alleine gekommen und wir stehen plötzlich auf einem eisigen Bergplateau einem wesentlichen größeren Exemplar gegenüber, welches uns leider kurzerhand umklatscht.
Schwer verletzt findet uns der mysteriöse Musiker mit der Katzenmaske und faselt etwas von Karakuri und dass wir die Saat in uns wachsen lassen müssen.
Von nun an sind wir in der Lage, die Macht von Karakuris zu nutzen. Ein alte Macht, nützliche Dinge mit der Hilfe der Natur erschaffen zu lassen.
Diese Karakuris sind vielseitig und für nahezu jede Situation gibt es ein passendes Gerät, um euch zu unterstützen. Steht ihr vor einem zu hohen Vorsprung, erschafft euch eine Sprungkiste, um die obere Kante zu erreichen. Auf der anderen Seite könnt ihr die Sprungkiste im Kampf einsetzten, um einen verheerenden Angriff von oben auf den Gegner zu vollziehen. Erschafft eine Wand, um den gegnerischen Ansturm abzubremsen oder beschwört Seilrutschen um euch schneller zu anderen Bereichen zu bewegen. Die Formen sind vielfältige und mit der Zeit kommen immer weitere Gadgets dazu, die euch das Leben einfacher machen.
Viele neue Formen eines Karakuris werden in Kämpfen freigeschaltet. In Form eines einfachen QuickTime Events baut ihr ein neues Bauwerk, welches durch eine bestimmte Aktion des Gegners getriggert wird. So bekommt ihr relativ früh das Bollwerk, welches im Kampf des heranrasenden Ebers getriggert wird. Oder ein riesiger Hammer, um den nächsten Gegner von seinem Thron zu prügeln. Je mehr Karakuris ihr freischaltet, um so dynamischer und abwechslungsreicher werden die Kämpfe.
Apropos Kämpfe…
Wer Monster Hunter kennt, dem ist die Art der Kämpfe nicht ganz fremd. In Wild Hearts läuft es ähnlich ab… Für diejenigen unter euch, die keinen blassen Schimmer haben, hier ein typischer Ablauf eines Kampf (stark zusammengefasst): Kampfbeginn, Schaden auf Gegner, Gegner flüchtet, wir rennen hinterher, hauen nochmal richtig darauf, bis der Gegner erneut die Flucht ergreift… und so weiter. Kämpfe können sich da gerne mal über mehr als 30 Minuten hinziehen, verabschiedet euch also von Schwertschlag tot, Stich tot, Bogenschuss tot… Hier geht’s nur mit Ausdauer und Strategie. Im Multiplayer dauerten meine Kämpfe in der Regel zwischen 12 und 18 Minuten, es kommt natürlich auf die Stärke aller Teammitglieder an, wie schnell die Bestie im Dreck liegt.
Die Kemonos solltet ihr nicht unterschätzen und vor allem, wenn sie in eine Art Rage Phase kommen solltet ihr Vorsicht walten lassen.
Hier kommen euch vor allem eure Karakuris im Kampf gegen die Kemono zugute. Legt euch eine Strategie zurecht und übt mit euren Karakuris. Kombiniert die verschiedenen Kisten und lässt massiven Schaden auf die Kemonos einschlagen. Katapulte, riesige Hämmer und Kisten, die euch auf den Gegner stürmen lassen, sind da nur der Anfang.
Ein richtiges Levelsystem finden wir in Wild Hearts nicht, dafür verbessern sich eure Werte über die Waffen und Rüstungen.
Es gibt verschiedene Waffentypen in Wild Hearts, die ihren eigenen Kampfstil mitbringen. Am Anfang habt ihr ein einfaches Katana, das in meinen Augen den ausgeglichenen Stil mitbringt. Das ist aber Geschmacksache und ihr solltet nach der ersten Mission sofort die möglichen Waffen bauen lassen und euch durch die einzelnen Waffengattungen spielen, um herauszufinden, was euch liegt.
- Karakuri-Katana
- Ausgeglichen in Geschwindigkeit, Handhabung und Schaden.
- Nodachi
- Schwere Nahkampfwaffe mit hohem Schaden aber langsameren Geschwindigkeit.
- Hammer
- Die schwerste aller Waffen, die euch enorm langsam macht, aber dafür den schwersten Schaden verursacht. Durch eine Vielzahl von möglichen Kombos ist der Hammer trotz der Nachteile was die Geschwindigkeit angeht nicht außer acht zu lassen.
- Bogen
Setzt den Kemonos aus der Entfernung ordentlich zu. Sehr aggiler Kampfstil aber auch nur geringer Schaden.
- Klingen-Wagasa
- Eine Stichwaffe, die mit seinen zusätzlichen Klingen, die an einen Schirm erinnert und damit die einzige Waffe, mit der Kemono Angriffe abgewehrt werden können.
- Karakuri-Stab
- Vielseitigste Waffe, die verschiedene Formen annehmen kann und verschiedene Kampfstile vereint.
- Krallenklinge
- Schnell und leicht, vor allem für Angriffe aus der Luft geeignet .
- Handkanone
- Fernkampfwaffe, die einiges abverlangt. Sie verursacht ordentlich Schaden, verliert ihr aber die beiden Statusleisten aus den Augen, kann ganz schnell Schluss sein.
An der Schmiede könnt ihr eure Waffen ebenfalls verbessern, hierzu steht individuell für jede Waffe ein eigener Skillbaum zur Verfügung, mit mehreren Wegen zur Verbesserung. Die erforderlichen Materialien findet ihr überall in der Welt und beim Erlegen der Kemonos. Ja, ein zurücksetzen der skillung ist möglich, also ist ein umskillen der Waffen immer möglich.
Die Rüstungen sind ein wenig einfacher gestrickt. Hier erhaltet ihr nach und nach die Baupläne für bessere Rüstungssets. An der Schmiede bekommt ihr dann die einzelnen Teile angezeigt und welche Materialien benötigt werden. Die einzelnen Sets bringen verschiedene Boni und Widerstände gegen verschiedene Elemente mit. Ihr könnt jedes Einzelteil der Sets separat herstellen und nutzen. Um die Boni des Sets voll auszunutzen, solltet ihr versuchen, das Set komplett zu machen und zu tragen. Ihr dürft selbstverständlich auch alles frei zusammenwürfeln, passt aber auf, dass der Bonus des einen Rüstungsteil nicht durch ein anderes aufgehoben wird.
Die Steuerung von Wild Hearts ist umfangreicher und erfordert schon ein wenig Übung. Nicht nur die verschiedenen Waffen mit ihren einzigartigen Kombos sind bereits eine Herausforderung, sondern vor allem die Karakuris sind es, die einem besonders am Anfang einiges mehr abverlangen. Hier gibt es nur ein paar Optionen… Üben, üben und noch mehr üben. Ich empfehle euch über die Jägertore anderen anzuschließen und gemeinsam auf die Jagd nach Kemonos zu gehen. Dabei habt ihr den Vorteil nicht immer allein im Fokus zu stehen und könnt euch ein wenig mit den bisher freigeschalteten Karakuris vertraut machen.
Alternativ bekommt ihr auch ein Karakuri, welches als Übungsgegner geschworen werden kann. Dennoch lege ich euch ans Herz, die Variante mit der gemeinsamen Jagd zu nutzen, ihr sammelt nicht nur reichlich Erfahrung mit den Gegnern, sondern auch die Materialien bei erfolgreichem Abschluss.
Von der Grafik wäre mehr möglich gewesen, aber die Vielfältigkeit und Abwechslung, die uns an Landschaften geboten werden, machen diesen Umständen mehr als wett. Aber ganz ehrlich… die Jagd auf riesige Monster steht im Vordergrund und die Kemonos sind den Entwicklern sehr gut gelungen, wobei vor allem die Bewegungen und auch die Rage-Phasen gut zu den Tieren passen. So hat jede Bestie ihren ganz eigenen Kampfstil und Effekte aufgedrückt bekommen. Die Charaktere, die Stadt und auch die in den Gebieten liegenden ehemaligen Ortschaften sind sehr asiatisch angehaucht, was vermutlich vor allem Koei Tecmo zuzuschreiben ist. Mir persönlich gefällt dieses fernöstlich angehauchte Setting sehr gut und fühle mich direkt wohl und freue mich auf viele weitere Stunden der Kemono Jagd.
Wild Hearts ist für Playstation 5, Xbox Series X/S und PC erhältlich.