Ich erinnere mich gerne an meine Stunden auf der PlayStation mit Marvels Spider-Man Miles Morales. Nachdem Peter Parker im ersten Teil durch die Straßen geschwungen ist und wir Abenteuer aus seiner Sicht erlebt haben, war es spannend, dies aus der Sicht von Miles zu erleben. Und so gut die Abenteuer auf der PlayStation waren – ich bin und bleibe mehr der PC Gamer. Umso glücklicher war ich, als nach Spider-Man nun auch Miles seinen Weg auf dem PC gefunden hat. Doch ob die Umsetzung für den PC von Insomniac auch so überzeugt, wie für die PlayStation, das musste erstmal der Test zeigen.
Gleich zu Anfang möchte ich anmerken, dass die Spielzeit sich auf dem PC natürlich nicht verlängert hat. Wie schon in der Konsolenfassung ist das Abenteuer von Miles spürbar kürzer, als das von Peter. Beschäftigen wir uns hier mit allen Nebenmissionen und Aufgaben, so kommen wir in etwa auf fünfzehn Stunden Spielzeit. Betrachtet man hier den ersten Teil, der auf etwa 20-25 Stunden kam, ist das weniger. Doch die Qualität hat darunter definitiv nicht gelitten.
Die Story setzt, wie bereits in der Konsolenvariante, da an, wo Spider-Man geendet hat: Miles hat ebenfalls Spinnenkräfte erhalten und wendet sich damit an Peter Parker, welcher ihm fortan die Welt als Superheld näher bringt und ihn mitnimmt. Unsere erste Aufgabe sieht somit vor, dass wir einen Gefangenentransport begleiten. Dieser geht leider schief, was dazu führt, das Rhino freikommt und sich mit Peter anlegt. Als Miles kommen wir hinzu und es gelingt uns, Rhino auszuschalten und den angeschlagenen Peter zu retten. Da dieser jedoch die Stadt verlässt, muss Miles schnell über sich hinaus wachsen. Unterstützung bekommt er hierbei stets von seinem besten Freund, welcher immer per Handy Kontakt aufnimmt und eine praktische „Die Spinne aus der Nachbarschaft“-App entwickelt. Hierrüber erhalten wir Nebenmissionen, sodass wir diese direkt annehmen und dann nur noch zum Ort des Geschehens müssen.
Doch hier entfaltet Spider-Man Miles Morales eine wahre Stärke, wie schon im Vorgänger: Die Wege machen richtig Freude, da wir uns durch die Häuserschluchten Manhattens schwingen. Hier und dort entdecken wir ikonische Gebäude oder Orte, welche uns aus den Filmen und Comics bekannt vorkommen wie zum Beispiel das Sanctum Sanctorum von Dr. Strange. Später schalten wir jedoch die U-Bahn als Schnellreisemöglichkeit frei, und können hier in kurzen Ladebildschirmen abschalten und abwarten. Der Hauptteil der Geschichte spielt sich jedoch in Harlem ab, dort, wo Miles lebt. Doch die Charaktere, egal ob Antagonist, Begleiter oder Story-NSC, sind alle gut geschrieben und gehen mit einer gewissen Tiefe einher. Lediglich die Standard-NSCs sind austauschbar und flach.
Die Kämpfe sind je nach Schwierigkeitsgrad wirklich herausfordernd. Das liegt nicht zuletzt daran, das die Gegnerdichte hier spürbar hoch ist und wir es nicht nur mit zwei bis drei Gegnern gleichzeitig zu tun bekommen. Eher im Gegenteil – 15 Gegner gleichzeitig sind keine Seltenheit. Unsere verschiedenen Fähigkeiten jedoch ermöglichen uns, hier zu agieren und somit die Gegner zum Beispiel zu entwaffnen. Meine bevorzugte Vorgehensweise war die Schleichtaktik. Hierbei habe ich diverse Gegner erst aus der Ferne ausgeschaltet und gefesselt oder ähnliches. Erst, wenn es sich gar nicht mehr vermeiden ließ, bin ich in die Offensive gegangen. Die Spielmöglichkeiten sind sehr unterschiedlich und bieten somit für jeden eine Möglichkeit, seinen Spielstil zu finden. Lediglich die Kameraführung ist hier und da etwas ungünstig. In hektischen Kämpfen habe ich nicht selten den Überblick verloren. Hier braucht es etwas Eingewöhnung.
Eine Neuerung im Vergleich zum Vorgänger ist die Venom-Power. Eine Bioelektrik, welche uns die Möglichkeit gibt, verschiedene Angriffe auszuführen und Spezialmoves anzugehen, wie zum Beispiel die Unsichtbarkeitsfähigkeit. Das ist eine schöne Ergänzung, lenkt aber nur kurzweilig von der doch eintönigen Missionsgestaltung ab. Letztendlich bewegen wir uns immer zum Missionsziel, schalten eine gewisse Anzahl an Gegnern aus oder helfen verschiedenen Leuten. Nur wenige Missionen sind Abwechslungsreich, sodass wir uns zum Beispiel als Normalsterblicher Miles durch die Straßen bewegen. Dies dient nicht selten dazu, dass wir Charaktere näher kennen lernen und die Story vorangetrieben wird.
Grafisch kann das Spiel auf dem PC absolut überzeugen. Was bereits auf der Konsole glänzen konnte, holt aus dem PC nochmal alles heraus. Die verschiedenen Lichteffekte, Schatten und dergleichen sind wundervoll umgesetzt. Dies merken wir insbesondere in den vielen Lichtern der Stadt, während der winterlichen Missionen. Untermalt wird dies von dem gut getroffenen Soundtrack.
Insgesamt ist Spider-Man Miles Morales genau das, was man bei einem Spider-Man Spiel erwarten kann: Ein Open-World Actionspiel, in dem wir uns gekonnt durch Häuserschluchten Manhattens schwingen und nicht nur Superschurken sondern auch Kleinkriminelle bekämpfen. Schade ist, dass die Geschichte von Miles kürzer ist, als die von Peter Parker. Während wir bei letzterem viele Monate mit ihm zu tun hatten und gefühlt verschiedene Kapitel mit Endbossen hatten, ist es bei Miles nur einer. Es fühlt sich ein wenig so an, als hätte man hier einen DLC als Standalone herausgebracht. Die Geschichte ist zwar gut erzählt und bringt uns Miles sinnvoll näher, jedoch wäre mehr möglich gewesen. Hier bleibt es spannend, wie die Geschichte weiter geht, wenn der nächste Teil von Spider-Man auf der Konsole erscheint. Wer jedoch ein spannendes und gut umgesetztes Spider-Man Abenteuer für den Computer sucht, der wird hier definitiv glücklich!