Naturkatastrophen und andere Krisenfälle können für die Bevölkerung eine immense Bedrohung darstellen. Umso wichtiger ist, dass im Notfall möglichst alle betroffenen Menschen gewarnt werden. Am 8. Dezember findet daher erneut ein bundesweiter Warn-Tag statt. Für die Probewarnung ist als Zeitpunkt 11 Uhr vorgesehen. Erstmals wird dabei auch sogenanntes Cell Broadcasting zum Einsatz kommen. „Mit dem System wird Smartphones innerhalb einer Funkzelle und damit lokal differenzierbar eine Nachricht geschickt – unabhängig von ihrer Mobilfunknummer und der Netzauslastung. Cell-Broadcast ist ein digitaler Beitrag zum Katastrophenschutz und wird in anderen Ländern wie etwa Japan oder den Niederlanden bereits erfolgreich genutzt“, erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Im Katastrophenfall müssen Menschen schnell und verständlich informiert werden. Mit Cell Broadcast kann perspektivisch der weit überwiegende Großteil von ihnen erreicht werden. Es ist gut, dass sich Bund und Länder im vergangenen Jahr auf die Einführung geeinigt haben.“
Schon im Spätsommer 2021 nach dem verheerenden Hochwasser im Ahrtal hat sich eine breite Mehrheit der Bevölkerung für Cell Broadcast ausgesprochen (83 Prozent). Unter denjenigen, die selbst ein Handy oder Smartphone benutzen, hatten sich eine solche direkte Information sogar 93 Prozent gewünscht. 90 Prozent aller Befragten kritisierten zudem, dass die Bundesregierung die Digitalisierung des Katastrophenschutzes verschlafen habe.
Was genau ist Cell Broadcast und welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein? Bitkom beantwortet die wichtigsten Fragen:
Was ist Cell Broadcast und wie funktioniert das?
Cell Broadcast ist ein der SMS ähnlicher Mitteilungsdienst in Mobilfunknetzen. Dabei werden kurze Textnachrichten an Handys geschickt, z.B. um im Rahmen des Katastrophenschutzes vor Gefahren zu warnen. Im Gegensatz zur normalen SMS erfolgt dabei nicht ein individueller Versand von einer Rufnummer zu einer anderen Rufnummer, sondern die Nachricht wird als „Rundfunk“ von einer Stelle an alle Handys in einer oder mehreren Mobilfunkzellen parallel zugestellt. Dadurch funktioniert der Versand auch in stark ausgelasteten Mobilfunkzellen. Die Warnungen können auf den Geräten auch dann einen Alarm auslösen, wenn diese stumm geschaltet sind.
Sind die Nachrichten auch auf älteren Geräten zu empfangen?
Cell Broadcast ist im Grundsatz auf allen, auch älteren Smartphones empfangbar, soweit diese den Dienst unterstützen. Es ist keine besondere App erforderlich. Allerdings muss der Empfang von Cell Broadcast-Nachrichten auf manchen Geräten in den Einstellungen aktiviert werden und es müssen entsprechende Anpassungen vorgenommen werden. Bei aktuellen Geräten ist Cell Broadcast bereits aktiviert. Voraussetzung ist beim Betriebssystem iOS mindestens die Version 15.6.1 und bei Android die Version 11.
Nutzerinnen und Nutzer älterer Geräte sollten sich über die Hersteller informieren, ob und wie Cell Broadcast aktiviert werden kann und können parallel die bereits verbreiteten Warn-Apps NINA oder Katwarn nutzen.
Wie sieht eine Cell Broadcast-Nachricht auf dem Handy aus?
Die Darstellung auf dem Handy unterscheidet sich je nach Modell und Betriebssystem. In der Regel werden die Nachrichten deutlich sichtbar auf dem Startbildschirm als Mitteilung dargestellt. Sie sind daher nicht immer in dem normalem SMS-Ordner zu finden. Über Cell Broadcast lassen sich keine Bilder versenden, sondern ausschließlich Textnachrichten. Die Textnachrichten können aber mit einer maximalen Nachrichtenlänge von 1.395 Zeichen auch differenzierte Warnungen und Verhaltenshinweise enthalten.
Wie steht es um den Datenschutz?
Cell Broadcast versendet Nachrichten an alle Handys in einer Mobilfunkzelle, unabhängig von der Rufnummer. Somit erfolgt die Warnung im Hinblick auf die Empfänger anonym. Der Absender ist eine berechtigte und zuständige öffentliche Behörde, die für den Inhalt und das Zielgebiet der Nachricht verantwortlich ist.
In welchen Ländern wird Cell Broadcast bereits eingesetzt?
In einigen Ländern wird Cell Broadcast ergänzend zu anderen Verfahren für öffentliche Katastrophen-Warnungen genutzt. In Japan wird über die Technik z.B. vor Tsunamis gewarnt. Auch die USA, die Niederlande und weitere Staaten haben solche Systeme für die Warnung der Bevölkerung im Einsatz.