Aufbausimulation gibt es in den verschiedensten Variationen. In allen diesen Spielen ist das Prinzip im Grunde genommen klar: Wir bauen uns oder unseren Schützlingen eine sichere Heimat, um sie gegen Widrigkeiten von außen zu schützen. Hierbei ist meist nur die Umgebung eine andere. The Wandering Village macht hier vieles anders! Hier sind unsere wenigen Überlebenden in einer Welt unterwegs, die von einer giftigen Wolke heimgesucht wird. Damit man dieser Wolke entkommt und einigermaßen geschützt leben kann, sind wir auf einem Onbu unterwegs – einem riesigen Schildkrötenartigen Tier, welches unsere Leute auf sich trägt. Im Gegenzug kümmern sich die Bewohner Onbu, indem sie ihn füttern und reinigen. Hier hat Stray Fawn Studio sich etwas ganz Eigenes ausgedacht.
In dieser Welt erleben wir dann also auf Onbus Rücken verschiedene Situationen. Sind diese zu Beginn noch vergleichbar friedlich, indem wir neue Bewohner erhalten oder Futter- und Schlafstellen finden, wird es später schwieriger. Erst recht, wenn wir in vergiftete Gebiete kommen. Aber irgendwann kommt eben jener Moment, in dem wir keine Wahl mehr haben. Und während Onbu durch die giftige Wolke wandert, unsere Bewohner erkranken, haben die Heiler und Dekontaminatoren alle Hände voll zu tun. Die ersten versorgen die kranken Bewohner und heilen sie. Die letzteren ziehen sich ihre Schutzausrüstung über und gehen gegen die Pflanzen auf Onbus Rücken vor, die langsam aber sicher die Umgebung und damit auch die notwendige Nahrungsquelle verdirbt. All das kann ohne gute Reaktion und Einteilung der Leute schnell den Untergangen herbeiführen.
Auch wenn diese Szenerie bescheiden klingen mag – das ist der Alltag auf unserem Onbu. The Wandering Village will keine einfache, gemütliche Aufbausimulation sein, wenngleich die Grafik dies vermuten lässt. Und wenn wir uns in Sicherheit wiegen, kommt von irgendwo eine unerwartete Situation her. Und dabei ist das Spiel immer noch im Early Access, auch wenn es sich nicht so anfühlt.
Doch kann dieses Prinzip ausreichen, um einen vollwertigen Abend zu füllen und zu überzeugen? Für Rund 25,- Euro können wir auf Steam herausfinden, was das Spiel zu bieten hat. Und die veröffentlichte Roadmap zeigt, die Entwickler meinen es ernst. Nicht nur sollen in naher Zukunft neue Biome wie zum Beispiel Wasser oder Ruinen erscheinen, sondern auch neue Gebäude, zähmbare Vögel und fliegende Händler. Die Gedanken und Ideen deuten schon an, wie kreativ das Spiel ist.
Wenn wir das Spiel starten, beginnen wir im Hauptmenü. Bereits die Musik im Menü fällt mir positiv auf und weiß zu entzücken. Haben wir die grafischen Optionen geprüft und ggfs. angepasst und ausgereizt, blicken wir weiter auf unsere Möglichkeiten. Besonders schön an dieser Stelle: The Wandering Village benötigt keinen High End Rechner. Selbst mit einem kleinen System ist das Spiel gut und schön spielbar und bietet dennoch weiterhin die ausgezeichnete Detailliebe.
In wunderschön gemachten Cutscenes im Zeichenstil wird uns die Grundstory nochmal näher gebracht. Hier erfahren wir, wie wir zu Onbu kamen. Natürlich fangen wir auch hier, wie bei jedem anderen Aufbausimulationsspiel, klein an. Wenig Ressourcen, wenig Leute, sodass eine erfolgreiche Strategie immens wichtig wird. Insbesondere, weil mit zunehmenden Wachstum auch die Bedürfnisse und Wünsche unserer Bewohner steigen. Hier ist es im Spielverlauf auch durchaus mal vorgekommen, dass eine berechtigterweise gelegte Planung aufgrund dieser Steigerungen, mit denen ich viel später gerechnet hatte, dass man komplett umdenkt und seine Meinung ändert.
Damit stehen uns die Grundinformationen bereit. Ein bewegliches zu Hause, das von uns zudem noch gepflegt werden möchte. Im späteren Verlauf, wenn unsere Forschung entsprechend vorangeschritten ist, können wir auch in gewisser Weise die Steuerung von Onbu übernehmen. Wichtig hier ist, dass Onbu uns vertraut, was durch Reinigung und Fütterung durchaus möglich und auch notwendig ist. Erweitert um weitere Personen wird unser Dorf durch ebene Begegnungen. Nur so scheint es möglich zu sein, neue Einwohner zu finden. Diese können dann mitwirken oder über Hütten fest einer Aufgabe zugeteilt. Nur so können wir den Kreislauf von Nahrungsmittel herstellen, Nahrungsbedürfnis füllen und Arbeit sinnvoll abdecken.
Und all diese Anforderungen wirken zwar knackig, sind aber kein Grund, The Wandering Village nicht auszuprobieren. Das Spiel weiß mit seinem grafischen Stil in einer Art von einem Comic mit 2D Hintergrund wirklich zu überzeugen. Ein wenig wirkt es, als wären da gut gemachte Figuren auf Papier aufgeklebt. Aber genau dieser Punkt ist nicht wichtig, um ein solches Game entscheidend zu spielen. Was viel relevanter ist, sind die Gegebenheiten, die uns auf unserer Reise begegnen. So gibt es Hitzewelle, Tornados, die eingangs erwähnten Giftwolken oder eben klassischen Hungernsnöte.
Das macht „The Wandering Village“ im Kern mehr zu einem Aufbauspiel. Wichtig ist, dass wir zuerst die Themen aufbauen, welche für unsere Bewohner relevant sind. Heißt, in erster Linie erstmal für Nahrung sorgen. Dann möchten wir ein Dach über den Kopf. Und spätestens, wenn wir die Richtung im Ansatz vorgeben dürfen, wird es spannend. Denn manche Pflanzen wachsen nur in bestimmten Umgebungen, oder eben besser als üblich.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass ich mit The Wandering Village von Stray Fawn Studios extrem viel Spaß hatte. Und dank der Grafik, welche mich nach wie vor in den Bann zieht, der stillen und Geschmackvollen Musik rundet sich das Paket welches uns hier erwartet vollends ab. Wer also schon immer mal ein besonderes Aufbauspiel mit verschiedenen Ansätzen zocken wollte, der ist hier absolut richtig.