Survival-Spiele gibt es mittlerweile einige in diversen Gaming-Bibliotheken. Am 30.03.2022 erblickte nun ein neues Spiel das Licht unserer Computer. Dead Man´s Diary wird uns von Entwickler und Publisher TML Studios vorgestellt. Die Entwickler sind bekannt für Spiele wie „The Bus“, was wundervoll umgesetzt ist. Können sie diese Entwicklung aber auch hier umsetzen und überzeugen? Werfen wir im Test einen Blick darauf. Bitte beachtet, dass der ein oder andere Spoiler enthalten sein könnte.
Der Ansatz, welchen Dead Man´s Diary verfolgt ist anders, als das, was wir bisher kennen. Die Entwickler möchten hier verschiedene Genre kombinieren. So haben wir im Ansatz eine offene, weite Welt, welche zum Erkunden auffordert. Weiterhin müssen wir wie in Survival-Games Gegenstände sammeln, sodass wir unser Lagerfeuer und den Schlafplatz aufbauen können. Unterstützt wird dies durch unseren Geigerzähler und eine Taschenlampe. Um alles zu finden und zu entdecken, müssen aber auch Rätsel gelöst werden. Als Rahmen um diese Funktionen baut sich von Beginn an eine Story in dieser postapokalyptischen Welt auf, welche Fragen aufwirft, die im Laufe der Geschichte geklärt werden.
Bevor wir uns dem Spiel widmen, sei vorab erwähnt, dass ich absolut kein Horror-Gamer bin. Warum also habe ich dieses Spiel betrachtet und bin darin abgetaucht? TML Studios haben besonders gut und schön umgesetzte Spiele herausgebracht, da war es selbstverständlich, dass ich mir auch dieses einmal ansehen wollte. Und bevor wir in die Details und die Wertung eingehen, sei betont: TML Studios hat es mit Dead Man’s Diary geschafft, mich immer wieder vorwärtszutreiben. Allein die Geschichte nötigt einen zum Weiterspielen.
Doch während des Spielens fällt immer wieder auf: Irgendwie wiederholt sich der Ablauf. Denn das Spiel ist im späteren Verlauf mit größeren Levelabschnitten so weitläufig, dass man den Eindruck erhält, dass man mehr einen Spaziergangs-Simulator hat. Der Kern jedes Levels ist es, dass man Ressourcen für sein Lager findet und für einen Schlafplatz. Hierbei kommen immer wieder Story-Elemente mit hinein, die eine Spannung aufbauen, aber durch die langgezogenen Suchen nach Rohstoffen wieder irgendwie verpuffen. Sei es die Decke, die noch für den Lagerplatz benötigt wird oder ein Schlüssel, der für eine Tür gebraucht wird – wir verbringen viel Zeit damit, einfach nur nach Gegenständen zu suchen. Leider ist es auch Storytechnisch nicht ganz erklärt, warum man zum Beispiel eine Decke nicht mitnehmen kann; jeder Abschnitt erfordert eine neue Suche.
Grafisch jedoch kann das Spiel absolut überzeugen und ist ein kleines Highlight. Die Welt wirkt in ihrem Aufbau logisch und realistisch. Besonders Gegenden mit vielen verschiedenen Details können hier überzeugen. Man gewinnt einen richtig guten Eindruck über das Schicksal, dass die Welt nach ihrem Ende vor 15 Jahren ereilte. Ganz besonders überzeugend sind die Lichteffekte, welche auch bei Dunkelheit dank Taschenlampe eine ganz besondere Atmosphäre schaffen. Schade bei dieser guten Grafik ist lediglich, dass wir nicht alle Gegenstände, die relevant erscheinen, auch verwenden können. So benötigen wir zum Beispiel für unser Lager Papier. Doch statt es uns zu ermöglichen verschiedene Zeitungen zu sammeln oder Poster von Wänden zu nehmen, sind wir gezwungen, genau diese Gegenstände zu sammeln, welche uns die Entwickler vorgeben. Das zerstört etwas die Tiefe, die Dead Man’s Diary aufbauen kann.
Bei der Vertonung muss ich allerdings sagen, hat TML Studios einen guten Griff getan! Der Protagonist wird gesprochen von Dennis Schmidt-Foß, ein bekannter deutscher Synchronsprecher. Wem der Name nichts sagt, der sollte sich an Filme wie Deadpool oder Avengers halten, wo er jeweils Hauptcharaktere spricht. In der Gaming-Welt findet man seine Stimme zum Beispiel in Star Wars Jedi Knight: Jedi Academy, wo er den Hauptcharakter seine Stimme schenkt. Für Dead Man’s Diary hat er etwa 23.700 Wörter eingesprochen, um der Welt und unserem Protagonisten weiteren Tiefgang zu geben.
Wie schon eingangs erwähnt, ist die Story neben der Grafik das größte Highlight der Geschichte. Um einen groben Einstieg zu geben: Vor 15 Jahren gelang es einem Verrückten, Atomwaffen zu kreieren. Doch mit seinem Ableben sollten auch alle anderen ein Ende finden und so kam es dann letztendlich auch. Überlebt hat nur, wer in einem der Bunker unterkommen konnte. Allerdings hat man in diesen Bunkern dann schnell feststellen müssen, dass man die Zeit, welche die Menschheit dort drinnen verbringen muss, total falsch eingeschätzt hat. So sind immer wieder Bewohner gezwungen, nach einem Losverfahren auszuziehen. Unser Protagonist ist einer dieser, die einfach das schlechte Los gezogen haben und in einem Helikopter weggebracht werden. Was als Überleben in einer verstrahlten Welt beginnt, stellt sich jedoch bald als seltsames Abenteuer heraus, denn am Ende des ersten Bereiches sehen wir eine Atomrakete durch die Nacht fliegen – wie kann das in einer Welt wie dieser sein?! Also brechen wir auf, um zu entdecken und durch Notizen herauszufinden, was hier passiert ist.
Insgesamt ist Dead Man´s Diary gut umgesetzt. Leider enttäuscht es mich im Spielablauf, da hier schnell Langeweile aufkommt. Immer und immer wieder nach Papier, Planen oder ähnlichem zu suchen, nur um dann alles außer Lebensmittel zurückzulassen, wirkt etwas nach „in die Länge ziehen“. Doch die Grafik und die Geschichte, welche das Spiel aufbaut, bringen einen dann immer mal wieder dazu, vorwärtszugehen und weiteres zu entdecken. Gestützt wird das durch eine gute Vertonung, sowohl der Dialoge als auch der musikalischen Untermalung, welche eine echte Spannung aufbaut. Leider sind die Level, wenngleich spätere Level weitläufig sind, immer noch schlauchartig aufgebaut. Hier trifft man daher immer mal wieder auf unsichtbare Wände, was schnell zu einem gewissen Frustfaktor wird, wenn einem nur wenige Gegenstände zum Vorwärtskommen fehlen. Dennoch ist und bleibt Dead Man’s Diary ein kleiner Schatz, der mit absoluter Sicherheit seine Fangemeinde aufbauen wird über die Zeit!
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