Kaum besitzt ein Großteil der Handys und Tablets einen USB-C-Port, schallt abermals eine unvertraute USB-Bezeichnung durch die elektronische Welt – „USB4“ nimmt an Fahrt auf. Neuer Standard, neuer Stecker? Haben kommende Geräte schon wieder einen anderen Anschluss und alte Kabel passen nicht? Nein. USB4 vereint. Der derzeit anrollende USB-Standard arbeitet mit USB-C-Stecker. Herumhantieren mit Adaptern, wie es das allseits bekannte Zusammenspiel von Geräten mit Micro-USB- und USB-C-Standard erforderte, entfällt. Worin liegen weitere Eigenschaften des neuen Standards? Technikexperte Intos Electronic erklärt die wichtigsten Fakten für Privatanwendende.
Stark und vereinend
Handy und Tablet dienen als Shoppingmall, Nachrichtencenter, als TV oder Entertainment-Spot. Immer mehr Daten wandern – erst recht seit der Zunahme des Home Office. Durch das Arbeiten von Zuhause aus und den regen Datenverkehr schnellt der Bedarf an Ports in die Höhe: Ladegeräte, Display, Maus und Tastatur, Headset, Webcam, Grafikkarte oder Netzwerkkabel suchen alle Anschluss. Im Gegensatz dazu geizt die neue Handy-, Tablet- und Notebook-Generation aufgrund ihrer Flachheit mit Schnittstellen. Stillen nur noch sehr wenige bis teilweise sogar nur noch eine einzige Schnittstelle den gestiegenen Leistungshunger, muss diese ausgesprochen leistungs- und zudem schnellladefähig sein. Genau das liefert USB4.
Der drückt auf die Tube
USB4 in der neuesten Version erreicht die maximale Datenrate 40 Gbit/s. Damit arbeitet er doppelt so flott wie der bisherige Geschwindigkeitsprimus des verwirrenden USB-Reigens: USB 3.2 überträgt im Idealfall mit einem Tempo von 20 Gbit/s. Allerdings tritt der Idealfall selten ein – und das, obwohl USB 3.2-Kabel zum Teil dreimal so teuer sind wie USB 3.0-Kabel! Die Universalschnittstelle macht Schluss mit dem Hickhack und unterstützt verschiedene Standards für Daten- sowie Bildübertragung. So besticht sie durch zuverlässigen, rasanten Datenfluss und flüssiges Videostreaming. Eine weitere Besonderheit liegt in der Fähigkeit, Datenströme dynamisch statt starr fließen zu lassen. Das bedeutet: Benötigt ein Monitor 8 GBit/s für seine Videobandbreite, stehen die restlichen 32 GBit/s für andere Zwecke bereit und verpuffen nicht mehr ungenutzt. Und USB4 strotzt vor Kraft: Er unterstützt standardmäßig den den derzeit stärksten Typus USB Power Delivery 3.0. Das vielen als „Schnellladefunktion“ bekannte USB PD betankt Geräte mit bis zu 100 Watt. Problemlos helfen User damit sogar ihrem energiehungrigen Notebook auf die Sprünge. Aufgrund seiner Universalität erlaubt USB4 das Laden zahlreicher Gadgets, die Strom brauchen, über ein einziges Kabel!
Let’s work together
USB4 ist abwärtskompatibel. Die heimische Riege an Gadgets harmoniert: Ohne zu murren betankt die zwei Jahre alte Ladestation das krachneue Tablet mit USB4-Standard und das neue MacBook, denn USB4 integriert die Thunderbolt-Technologie. Thunderbolt entstand ursprünglich aus einer gemeinsamen Entwicklung von Intel und Apple für deren MacBooks. Ab Version Thunderbolt 3 verwendet die Schnittstelle den ebenfalls an Android-Geräten genutzten USB-C-Port. „In absehbarer Zeit herrscht der Schnittstellen-Standard USB4 im privaten Gebrauch vor“, erwartet Alexander Gabel von Intos Electronic.
Ausblick
Mitte 2019 der Expertenwelt vorgestellt, findet USB4 bisher noch wenig Hardware-Heimat. Die ersten kompatiblen Kabel betraten vor gut einem Jahr den Markt und kommen bisher eher selten in aktiven Einsatz. Das ändert sich peu à peu aufgrund des hohen Potenzials, das USB4 birgt – wie die unkomplizierte Datenübertragung bei der Verbindung von externen Festplatten, Grafikkarten oder Netzwerkgeräten untereinander. Hinzu gesellt sich die flexible und leistungsstarke Stromversorgung via USB Power Delivery. Da USB PD die Welt der elektronischen Helfer noch über Jahre hinweg als Energielieferant begleitet, wird er USB4-Geräten für lange Zeit Power spenden. Wer dazu neigt, Technik-Neuheiten früh auszuprobieren, der genießt die Abwärtskompatibilität: So funktionieren USB4-Kabel wie beispielsweise Verbinder von Intos‘ Eigenmarke InLine auch mit vorherigen USB-Standards ab USB 2.0 sowie Thunderbolt 3. Lediglich das doppelt so flotte Höchsttempo erreichen sie erst, wenn Handy und Co. den neuen Standard mitbringen.