Am 28. Februar 2017 war es endlich so weit und Horizon Zero Dawn wanderte über die Fernseher weltweit. Der erste Teil von Guerilla Games arbeitete sich sehr schnell in die Toplisten der Gamingwelt und konnte sowohl Presse als auch Spieler begeistern. Das an diesen Erfolg angeknüpft werden würde, war keine große Frage. Doch können uns die Kämpfe gegen Maschinen mit Pfeil und Bogen auch in einem zweiten Teil begeistern und überzeugen? Das finden wir gemeinsam im Test heraus!
Beginnen wir mit einer kurzen Story Recap zu Zero Dawn – Aloy, Ausgestoßene des Nova Stammes, entdeckt ihre Verbindung zu Elisabeth Sobeck, einer Frau, welche vor tausend Jahren gelebt und gegen unaufhaltbare Maschinen ein Projekt geleitet hat, welches letztendlich zu der Welt führte, in der Aloy sich wieder findet. Die hochentwickelte KI namens GAIA sollte, gemeinsam mit ihren Unterroutinen eine neue Zivilisation schaffen. Die verschiedenen Unterroutinen waren dabei Aether, Apollo, Artemis, Demeter, Eleuthia, Hades, Hephaestus, Minvera und Poseidon. Doch durch ein mysteriöses und bis dato unerklärliches Signal, wurden die Unterroutinen freigesetzt und konnten einen eigenen Willen entwickeln. Um Hades, ursprünglich geschaffen, um fehlerhafte Biospähren wieder zu zerstören, aufzuhalten, vernichtete GAIA sich selbst. Als direkte Nachkommin mit den Genen Sobecks war es dann an Aloy, Hades aufzuhalten und GAIA wiederzuerwecken. Am Ende von Zero Dawn gelingt es Aloy, eben jenen zu vernichten. Forbidden West setzt geschichtlich sechs Monate nach dem ersten Teil an. Unsere mutige und mittlerweile gefeierte Heldin ist auf der Suche nach einem GAIA Backup, um das Terraforming-System wieder in Ordnung zu bringen. Gleichzeitig bedroht eine rote Plage die Lande, welche den Boden unfruchtbar macht und Lebewesen vergiftet. Durch verschiedene Geschehnisse führt sie ihr Weg in den verbotenen Westen, mit neuen Stämmen, Verbündeten und Feinden. Hierbei offenbart uns Guerilla Games so einige Überraschungen, mit denen wir auch nach Zero Dawn nicht gerechnet hatten. Macht euch also auf spannende Stunden gefasst!
Beim Gameplay setzen die Entwickler auf den altbewährten Kern. Bereits zu Beginn spürt man deutlich die klare Linie, welche Zero Dawn uns bereits nahegelegt hat. Das gut funktionierende System wurde wieder genauso umgesetzt und nur um ein paar Ergänzungen und Anpassungen ausgebaut. Diese fügen sich aber so gut in die Systeme ein, dass es kaum auffällt. Besonders gut gefallen hat mir persönlich hier neue Gleitschirm, welcher echten frischen Wind in die Sache brachte. So springen wir ab jetzt von hohen Gebirgen einfach hinab und gleiten ein Stück, wo wir im Vorgänger mühevoll hinunterkletterten – oder eben abstürzten. Auch die Erkundung bietet somit andere Aspekte und Möglichkeiten, was das Spiel bereichert und noch spannender gestaltet, als es der Vorgänger schon machte. Darüber hinaus wirken die Speicherpunkte – und somit gleichzeitig die Schnellreisepunkte – viel zahlreicher und besser platziert.
Die Kämpfe in Forbidden West sind genauso taktisch und spannend wie im Vorgänger. Die neuen Maschinen, sowohl die Großen als auch die Kleinen sind interessant gestaltet und bieten so einiges, dass uns in den Kämpfen durchaus Herausforderungen brachte. Ergänzt werden die Kämpfe durch das neue Skillsystem, welches erweitert wurde. Jeder Spielstil wird hier angesprochen, sodass man das ganz persönliche Spielerlebnis schaffen kann. Doch die Kämpfe mit Bögen wirkten weiterhin, genau wie in Zero Dawn, als würde hier der Fokus drauf liegen. So war ich gezwungen, Punkte in den Jäger-Skillbaum zu stecken. Eine sinnvolle Ergänzung zu den Skills sind die Mutstöße, welche eine Art Buff / Vorteil im Kampf geben, wenn ihr sie einsetzt. Hier lässt sich ein wenig experimentieren, sodass man schnell den eigenen Weg entwickelt.
Vom Umfang her orientiert sich Forbidden West ungefähr an seinem Vorgänger. Bisher habe ich etwa 16 Stunden investiert, stecke aber noch mitten in der Story. Auch an Nebenaugaben mangelt es nicht, wobei diese von der Qualität von einfachen Sammelquests bishin zu spannenden kleinen Storysträngen reichen. Das Sammeln allerdings für die verschiedensten Ressourcen ist nun wesentlich besser gestaltet, da sich die Taschen nicht mehr endgültig füllen können – dank des neuen Vorrats. Alles, was über die eigene Tragekapazität hinaus geht, landet im Vorrat, auf welchem man jederzeit in den Siedlungen zugreifen kann. Oder man füllt zum Beispiel Heilpflanzen unterwegs auf Tastendruck wieder im Beutel auf. Damit spielt sich Horizon Forbidden West etwas flüssiger als der Vorgänger, da man nicht gezwungen wird, auf Kapazitäten zu achten. Nichtsdestotrotz ist das Sammeln von Ressourcen weiterhin notwendig, da ohne Heilung oder Munition kein Vorankommen möglich ist.
Die Welt in Horizon Forbidden West wirkt, zumindest auf der PlayStation 5, wesentlich intensiver und schöner. Wo Zero Dawn schon überzeugen konnte, setzt Forbidden West nochmal eine Lage drauf. Ganz gleich, ob wir von der üppigen Vegetation und Landschaft sprechen oder von den detailverliebten Siedlungen, welche uns immer wieder begegnen. Oftmals erwischte ich mich beim Spielen dabei, wie ich kurz innehielt, um den Sonnenaufgang zu betrachten. Die Lichteffekte sind beeindruckend! Auch bei den Gesichtern ist es so, dass es hier wesentlich besser ist, als noch im Vorgänger. In Kombination mit den wieder grandiosen Sprachausgaben wird hier ein kleines Meisterwerk geschaffen.
Das Einzige, was man in Horizon Forbidden West kritisieren könnte, ist die Story, welche im direkten Vergleich zum Vorgänger etwas schwächelt. Aber auch nur dann, wenn man bewusst nach einem kleinen Schwachpunkt sucht. Lässt man sich auf die Welt und alles ein, dann überzeugt es auch hier. Mit Sicherheit konnte Zero Dawn mit mehr emotionaler Tiefe locken, aber auch Forbidden West baut Bindungen auf, die geschätzt werden und überrascht mit Storywendungen. Insbesondere aber, wenn man den Vorgänger gespielt hat, bemerkt man einige Verbindungen und durchaus auch den Ausbau von Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren.
Insgesamt muss ich sagen, ist Horizon Forbidden West ein wirklich gelungener Nachfolger! Auch die manchmal kritisierte Story weiß zu überzeugen, wenn man sie bewusst im Zusammenhang mit dem Vorgänger betrachtet. Manche Figuren aus Forbidden West wirken nur, wenn man das Verhältnis betrachtet, welches in Zero Dawn aufgebaut wurde. Hier nimmt sich Forbidden West selbstverständlich weniger Zeit, diese Charaktere vorzustellen. Aber bei neuen Verbündeten und Feinden wird sich diese Zeit genommen, wenn auch vieles längere Zeit im Dunkeln bleibt und verwirrend wirkt. Dennoch ist dieses Spiel definitiv seine Zeit wert und ein wundervoller Abstecher, zurück in die eine Zukunft, die es zu retten gilt.