Vor etwas mehr als 50 Jahren, genauer gesagt am 29. Oktober 1969, wurde die erste ARPANET-Verbindung aufgebaut. Dieses erste Transfernetzwerk diente als Grundlage für das Internet, das die globale Kommunikation revolutionieren sollte.
Heute ist das Internet ein integraler Bestandteil im Leben von Milliarden von Menschen. In jüngster Zeit wurde die Meinungsfreiheit im Netz jedoch zunehmend eingeschränkt und bedroht. Um das freie Internet zu retten, müssen der Schutz und die Sicherheit der Daten eines jeden Einzelnen garantiert sein.
Von der Theorie zur Praxis
Das erste Konzept, das die Idee miteinander kommunizierender Computer beschrieb, verfasste Joseph Carl Robnett Licklider 1962 während seiner Tätigkeit am Massachusetts Institute of Technology (MIT) . Dieses Dokument lieferte den theoretischen Rahmen für das Internet. Die Vision: ein miteinander verbundenes globales Netzwerk mit mehreren Zugangspunkten, die den Zugriff auf Daten und Anwendungen ermöglichen.
Am Ende war es aber Tim Berners-Lee, Computeringenieur bei der europäischen Organisation für Kernforschung (Conseil européen pour la recherche nucléaire – CERN) in Genf, der das Internet entscheidend für eine breite Öffentlichkeit nutzbar machte. Anlass war ein konkretes Problem der Forschungsinstitution: Ein Teil der Laboratorien befindet sich auf französischem, ein anderer auf schweizerischem Staatsgebiet. In beiden Ländern gab es unterschiedliche Netzwerkinfrastrukturen, was den Austausch von Informationen erschwerte. 1989 schlug Berners-Lee seinem Arbeitgeber CERN ein Projekt auf Basis von Hypertext vor. Dadurch sollte das Aktualisieren von Informationen und ihr weltweiter Austausch zwischen Wissenschaftlern einfacher werden. 1990 veröffentlichte Barners-Lee gemeinsam mit Robert Cailliau ein Konzept für ein weltweites Hypertext-Vorhaben. Anschließend entwickelte er die Programmiersprache HTML, das Transferprotokoll HTTP, die URL, den ersten Browser WorldWideWeb und den Webserver CERN für die erste Webpräsenz: info.cern.ch. Der Rest ist Geschichte.
Die Demokratisierung des Internets
In der Folge wurde das Internet für alle zugänglich gemacht. In den nächsten dreißig Jahren änderten sich die Konsum- und Nutzungsgewohnheiten im Web kontinuierlich. Ganze Wirtschaftszweige, etwa der stationäre Einzelhandel oder die Musikindustrie, wurden in ihren Grundlagen erschüttert, Geschäftsmodelle überdacht oder neu erfunden. Plattformen wie MySpace dienten schon früh als Prototyp für die heute erfolgreichen sozialen Netzwerke und ermöglichten den Austausch sowie die Kommunikation über nationale Grenzen hinweg. Mittlerweile haben sich die wirtschaftlichen Machtverhältnisse verlagert, Regierungsinstitutionen und traditionelle Medien ihre Informationshoheit verloren. Politik und Gesellschaft werden zunehmend von der Öffentlichkeit im Internet beeinflusst.
Erste Einschränkungen
1996 verabschiedete die US-Regierung den Communications Decency Act, mit dem die grenzenlose Freiheit des Internets erstmals eingeschränkt wurde. 1998 folgte der Digital Millennium Copyright Act (DMCA) mit der Absicht, eine rechtliche Grundlage zu schaffen, um Urheberrechtsverletzungen im Internet juristisch verfolgen zu können. Ein entsprechendes europäisches Gesetz wurde 2001 verabschiedet. Diese Vorschriften haben ohne Zweifel wichtige Ziele, wurden aber immer wieder wegen ihrer oft vagen und irreführenden Terminologie von Experten kritisiert. So argumentierte die Nichtregierungsorganisation Electronic Frontier Foundation, die sich in den Vereinigten Staaten für Grundrechte im Informationszeitalter einsetzt, der DMCA schränke die Meinungsfreiheit ein, blockiere die wissenschaftliche Forschung und behindere wirtschaftlichen Wettbewerb sowie Innovationen. Mit der Zeit wurde die Nutzung des Internets mit noch komplexeren und wirksameren Methoden beschnitten. Heute ziehen Obrigkeiten auf der ganzen Welt manchmal engere, manchmal weitere digitale Grenzen, beschränken den Zugang zu bestimmten Inhalten und gehen in einigen Fällen sogar direkt gegen die freie Meinungsäußerung vor.
Weiter auf Wachstumskurs
1990 hatte lediglich eine Handvoll Nutzer Zugang zum Internet, heute scheint die ganze Welt über einen Anschluss zu verfügen. Allerdings sind mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung immer noch nicht online. Das könnte sich in den kommenden Jahrzehnten ändern, wenn mithilfe von Satelliten und Stratosphärenballons entlegene Gebiete, insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent, angebunden werden. Gleichzeitig wird die 5G-Technologie in den Industrienationen viele Lebensbereiche mit zunehmender Geschwindigkeit digitalisieren.
Die Zukunft des Internets – eine Frage des Datenschutzes
Letztendlich hängt die weitere Entwicklung des Internets aber davon ab, wie Fragen des Datenschutzes und der Sicherheit gehandhabt werden. Das Bewusstsein in der breiten Öffentlichkeit steigt. Sie ist zunehmend verärgert über die Art und Weise, wie sowohl große Tech-Unternehmen als auch Behörden Online-Aktivitäten verfolgen und die dabei erhobenen Daten für ihre Zwecke nutzen. Auch Cyber-Angriffe und andere Formen von Datenschutzverletzungen nehmen stetig zu.
Tim Berners-Lee gründete 2009 die World Wide Web Foundation, um das Internet vor einer immer wahrscheinlicher erscheinenden digitalen Dystopie zu retten. Die Organisation will den Online-Datenschutz verbessern, gegen staatliche Repression im Netz vorgehen und dafür sorgen, dass alle Menschen auf der Welt Zugang zum Internet haben.
Für Berners-Lee hat jeder Einzelne eine persönliche Verantwortung bei der Rettung des Internets. So leisten Gesetze wie die DSGVO einen wichtigen Beitrag zum Datenschutz. Aber dieser liegt nicht allein in den Händen von Behörden und Unternehmen. Jeder Einzelne muss handeln und die notwendigen Vorkehrungen zum Schutz seiner persönlichen Daten treffen. Dazu zählt das Überprüfen der Datenschutzeinstellungen sowie der Daten, auf die eine bestimmte App zugreifen darf, aber auch das Ausschalten von Mikrofonen und Kameras. Schon kleine Maßnahmen haben einen großen Effekt. Darüber hinaus stärken sie das Bewusstsein der Menschen für die digitale Privatsphäre.