Virtual Reality hatte bereits seit einigen Jahren ihren Reiz für mich. Viele verschiedene Unternehmen investieren immer stärker in VR-Technologien – darunter Facebook mit Oculus, HTC, Valve und auch Sony mit seinem PlayStationVR. Doch so schön die VR-Brillen auch sind und so toll die Technik ist: Der Einstiegspreis ist extrem hoch! So braucht es nicht nur die Brille an sich, sondern auch noch ein entsprechendes Gerät, an welchem die Brille betrieben werden kann. Dann entdeckte ich die Oculus Quest – eine VR Brille die ohne zusätzliche Gerätschaften auskommt. Auch der Preis ist hier im Vergleich zu anderen Brillen mit etwa 500,- Euro erschwinglich. So war die Entscheidung gefällt und die Oculus Quest hielt Einzug in unserem Haus.
Die Oculus Quest kommt einem sehr schicken und hochwertig ausschauenden Karton an. Die Brille an sich wirkt wie eine von vielen – ein schwarzer Kasten vor den Augen, Kopfhalterung. Doch mehr braucht es nicht. Vorne sind vier Kameras verbaut, welche für das Inside-Out-Tracking benötigt werden. Unterhalb der Brille ist ein kleiner Schalter um die Gläser etwas zu verschieben sowie die Lautstärke. Links und Rechts an der Brille ist auf der einen Seite ein USB-C Anschluss und auf der anderen einen Ein- und Ausschalter. Die gesamte Brille wirkt stabil verbaut. Mitgeliefert werden natürlich auch die beiden Handcontroller. Diese liegen sehr angenehm in der Hand – auch wenn bei intensiveren Spielrunden gerne mal der Batteriedeckel zu verrutschen drohte. Allerdings war das Thema sehr schnell vergessen, desto mehr die Brille bei uns Einsatz fand.
Sehr schön empfinde ich den dunklen Stoffüberzug der Brille. Das steigert den optischen Wert und schenkt ein angenehmes Gefühl. Der Tragekomfort wird durch ein Schaumstoffpolster auf dem Gesicht unterstützt und durch verschiedene Gurte an den Seiten und oben der Kopfform angepasst und liefern somit für jeden mit kurzen Handgriffen zum guten Sitz. Blöderweise haben wir als Familie die Brille getestet – so ein Schaumstoffpolster lässt sich nur sehr schwer abwischen oder gut reinigen. Bei den vielen Runden BeatSaber gegeneinander bleibt der ein oder andere Schweißtropfen leider nicht aus. Effektiv unterstützt wird diese durch die Hitzeentwicklung der Brille. Allerdings ist diese nicht wirklich bedeutender als bei anderen VR-Brillen auch. Mit dem Unterschied – bei der Oculus Quest befindet sich die komplette Technik in der Brille selbst. Andere setzen hier auf externe Geräte wie eine PlayStation oder entsprechenden Computer. Beim Tragekomfort konnte jedoch im Grunde kein Nachteil gefunden werden – auch längere Spielsessions von zwei bis drei Stunden (wenn die eigene Gesundheit das mitmacht) waren gar kein Thema. Hier herrscht hoher Tragekomfort durch verschiedene Anpassungsmöglichkeiten!
Doch was unterscheidet die Oculus Quest jetzt offensichtlich von anderen VR-Brillen? Die einfache Tatsache, dass hier auf ein Kabel während des Spielens verzichtet werden kann. Bewegungen werden hier nicht durch ein Kabel eingeschränkt. Auf der anderen Seite muss man bei der ein oder anderen Anwendung allerdings mit Einbußen bei der Optik rechnen – schließlich liegt hier keine hochwertige Computer Hardware zugrunde, sondern alles im Inneren der Brille. Die Bildwiederholungsrate gibt das mit 72Hz auch nochmal wieder – allerdings muss ich gestehen, dass bei mir in der Familie niemand wirklich das Gefühl hatte, Grafisch zu wenig zu erhalten. Insbesondere die neueren Games wie Vader Immortal begeisterten ungemein! Mit Motion Sickness hatte ich selbst sehr wenig zu kämpfen, meine Frau und das große Kind jedoch mehr. Ich denke, hier ist es sehr viel den eigenen Erfahrungen und Spielgefühl zuzuschreiben, wie sehr sich das ausdrückt.
Begeistert haben mich die Oculus Touch Controller, wie zuvor schon erwähnt. Hier sind die verschiedenen Knöpfe sehr gut verarbeitet und liefern die Möglichkeit zu sehr präzisen Eingaben. Das Tracking der Finger funktioniert extrem gut und ist im Testverlauf bisher immer sehr zuverlässig gewesen. Separat betrachtet werden hierbei der Daumen, der Zeigefinger und die anderen drei. Das macht sich auch während des Spielens bemerkbar. In Kombination mit dem mobilen VR-Head-Mounted-Display liefert das ein bisher ungelebtes Gaming-Gefühl.
Das VR-Head-Mounted-Display erlaubt sogenanntes Roomscale VR. Hierbei werden nicht bloß die Kopfbewegungen von der Brille mitgetrackt, sondern auch eigene Position innerhalb des Raumes. Übernommen wird das von den vier Kameras an der Vorderseite der Brille. Hier hat man definitiv mehr Luft, als mit externen Sensoren anderer Brillen, wenngleich diese eventuell mehr Präzision liefern können. Die Oculus Quest hat hier durch ihre Mobilität klar die Nase vorne! Schwierig wurde das Spielen mit der Quest erst, als wir jetzt bei den aktuellen Temperaturen Abends das Licht nicht einschalten wollten, da die Fenster auf waren – ohne eine entsprechende Beleuchtung schaffen es die Kameras nicht, das Tracking aufrechtzuerhalten, da die Kameras mit Kontrasten im Bild arbeiten, welche dann verloren gehen. Bei eingeschalteten Licht war das alles gar kein Problem mehr.
Während die Oculus Quest im Test vorlag, kam ein Update, dass es ermöglichte, die eigenen Hände statt die Controller zu nutzen. Diese Funktion ist spürbar neu und das ein oder andere Mal etwas ruckelig. Diese Funktion macht aber zum Experimentieren extrem viel Laune und hat auch bei allen Beteiligten zu Neugierde geführt. Auch beim Arbeiten mit den Händen funktionierte das Tracking der Brille wirklich gut! Ich war erstaunt, wie problemlos die Hände erkannt wurden.
Zum Abschluss betrachten wir nochmal die Fakten, was die Technik angeht:
Das OLED Display der Oculus Quest kommt mit einer Auflösung von 1440×1600 Pixeln. Die Rift S zum Beispiel liefert hier nur 1280×1440 Pixel pro Auge, allerdings eine höhere Bildwiederholungsrate von 80Hz statt der zuvor genannten 72Hz. Ob das wirklich sichtbar ist, für den Anwender wage ich zu bezweifeln!
Als Prozessor ist ein Qualcomm Snapdragon 835 verbaut. Damit liegt die maximale Taktrate bei 2,45 GHz – dieser befand sich zum Beispiel auch in meinem HTC U11+von 2017. Unterstützt wird dieser von 4GB RAM, was für die speziell auf die Oculus Quest zugeschnittenen Spiele vollkommen ausreichend ist. Während der Testphase hielt der Akku jegliche Spielsession durch – auch die drei Stunden Vader Immortal. Der Hersteller selbst gibt für die Akkulaufzeit zwei bis drei Stunden an. Mehr wird aber ehrlicherweise auch nicht gebraucht, da eine Spielesession damit nicht wirklich länger dauert.
Für Abwechslung gibt es viele verschiedene Spiele im Oculus Quest Store. Nicht alles, was es für die Rift gibt, gibt es auch für die Quest – jedoch die meisten. Und spätestens seit dem Update und der Einführung von Oculus Link ist auch diese Hürde gebrochen. Das Oculus Link beschreibt ein USB-C Kabel, welches an den PC angeschlossen werden kann. Wird das dazu gehörige Programm auf der Brille dann aktiviert, befinden wir uns im Grunde genommen in der Umgebung einer Oculus Rift. Auch wenn Oculus Link sich noch in der Beta befindet, habe ich hier keinerlei Einbußen finden können. So entstand für mich schnell der Eindruck von zwei Brillen in einer – einmal die Quest ohne Kabel und einmal die Rift mit Kabel. Auch SteamVR ließ sich Problemlos in der Riftumgebung starten und nutzen – hier war mein absolutes Highlight No Man´s Sky VR.
Die Oculus Quest ist eine faszinierende VR-Brille, die sowohl in der Technik als auch im Komfort überzeugt! Überzeugt hat die Tatsache, dass man sowohl Quest als auch Rift-Software nutzen konnte und auch die SteamVR Games ermöglicht sind durch das Oculus Link-Kabel. Wer also noch nie eine VR Brille in der Hand – bzw. auf dem Kopf hatte – der kann mit der Oculus Quest keinen Fehler machen. Damit bleibt die Motion Sickness die größte Sorge.