In den letzten Zeiten haben einige ältere Klassiker eine Erneuerung über sich ergehen lassen, um für eine neue Generation von Spielern parat zu stehen. Dazu zählen Spiele wie Age of Empires oder auch Warcraft 3 – absolute Klassiker aus meiner eigenen Jugend. Doch wo war bei all dem Command and Conquer? Ich muss an dieser Stelle gestehen: Das war mein erstes Strategiespiel überhaupt und ich habe es geliebt! Stunde um Stunde habe ich damit zugebracht und mich in die Welt der Games saugen lassen. Doch die letzten Jahre schien dieses Spiel eher bei Electronic Arts irgendwo zu verstauben. Irgendwie verständlich, nachdem Generäle 2 und Tiberian Twilight nicht den erhofften Erfolg abgeliefert hatten. Doch jetzt ist mit Command and Conquer Remastered auch diese Lücke gefüllt und die Erinnerung an die guten alte Strategie Westwoods kehrt zurück. Entwickler des ganzen ist Petroglyph, zu denen auch einige Westwood-Urgesteine zählen! Mit diesem Schritt geht Electronic Arts auf die Community zu! Einige ausgewählte Mitglieder waren bei der Entwicklung aktiv mit eingebunden, steuerten Feedback und auch einige Assets bei. Und was soll ich sagen? Das Ergebnis begeistert mich! Für 20 Euro erhält man den Klassiker von 1995 „Tiberiumkonflikt“ und die „Alarmstufe Rot“ von 1996. Obendrauf gibt es einen eigenen Multiplayer, Extras und Detailverbesserungen. Doch macht dieses Paket auch trotz der Nostalgie Freude und Sinn? Finden wir es im Test heraus!
Wir erhalten vier Einzelspieler Kampagnen in denen man sich mit GDI, NOD, Alliierten und Sowjets in die Echtzeit-Strategierunden werfen kann. Das Spielprinzip ist dabei das Gleiche geblieben wie vor einigen Jahren – Stützpunkt aufbauen, Tiberium schürfen und die Gelder in Soldaten, Buggy, Helikopter, Panzer und mehr investieren. Auch weitere Strukturen wollen gebaut werden. Und jemand wie ich baut verdammt gerne Mauern und Türme im späteren Verlauf! Es erwartet also das absolute Klassiker-Feeling der C&C-Reihe. Wer mit den Hauptkampagnen nicht genügend bekommt, kann sich freuen: Die Remastered Collection liefert auch alle offiziellen Erweiterungen mit und hat sogar die Missionen aus den späteren N64 und PlayStation Fassungen dabei. Das C&C Paket ist extrem dick und liefert einige Stunden wahre Spielfreude!
Eine der Neuerungen, welche mit aufgefallen sind: Es ist möglich, alle Missionen bequem aus einer Liste auszuwählen. Auch kann der Schwierigkeitsgrad für jeden Auftrag eingestellt und dazu gleich das passende Video gestartet werden. In den originalen Spielen war dies nicht der Fall. Wer lieber auf die klassische Ansicht mit der Karte setzen möchte, hat auch diese Möglichkeit und behält das Feeling wie in den originalen Spielen. Auch hier überrascht mich Command & Conquer erneut mit seinen schönen in hoher Auflösung nachgebauten Grafiken!
Und die Grafik ist auch die offensichtlichste Neuerung – die 2D Grafik wurde komplett neu gestaltet und wird in toller 4K Auflösung geliefert. Doch bei all dem bleibt der Geist des Originals erhalten und lässt auch die Möglichkeit, während des Spielens heran zu zoomen. Wer lieber das Retro-Feeling nutzen möchte, kann jederzeit mit einem Druck auf die Leertaste zur Originalpixelgrafik wechseln. Damit strahlt noch mehr vom Charme des Originals über den Monitor. Auch die verschiedenen Effekte versprühen den Charme der damaligen Zeit. Hier wurde nicht auf aufwendige Partikel- oder Physikspielereien gesetzt. Diese Tatsache gefällt mir im speziellen sehr gut, da es nicht notwendig ist. Sicherlich mag dies für den ein oder anderen ein Kritikpunkt sein, doch für mich zählt der Retro-Faktor weit aus mehr. Die bekannten Videosequenzen wurden für die Neuauflage verbessert und sieht für das Alter der Spiele verdammt gut aus. Natürlich reicht es nicht an denen eines Alarmstufe-Rot 3 zum Beispiel heran, aber das erwartet man auch an dieser Stelle nicht.
Neben der Grafik ist das Retro-Feeling auch durch den Sound erhalten geblieben. Die ikonische Musikuntermalung von Frank Klepacki sorgt dafür, dass man sich dem Kultspiel der 90er Jahre ganz nahe fühlt. Hierzu kehrte Klepacki ins Tonstudio zurück und mischte die Soundtracks neu ab, überarbeitete viele Lieder und fügte sogar neue Stücke hinzu. Durch die neue Jukebox-Funktion kann man sich zudem eine eigene Playlist zusammenstellen, um den neuen verbesserten Klang zu genießen.
Eine weitere Neuerung bezieht sich auf das Gameplay. Die neue Bauleiste untergliedert sich in vier Reiter für Gebäude, Soldaten, Fahrzeuge und Spezialfähigkeiten. Hier gewinnt man deutlich mehr Übersicht als noch im Original, wobei es früher auch nicht gestört hat. Aber es ist eine sinnvolle Anpassung an die heutige Zeit. Auch können nun beliebig viele Einheiten auf einmal in Auftrag gegeben werden, was den Komfort deutlich steigert. Auch bekannte Strategie-Funktionen wie Einheiten der gleichen Sorte mit einem Doppelklick an zu wählen sind nun vorhanden. Interessant hierbei: Wer diese Neuerungen nicht möchte, um das ganz klassische Gefühl zu erhalten, schaltet diese Funktionen im Optionsmenü einfach ab. Auch die diversen Tastenkürzel lassen sich hier anpassen.
Doch trotz der ganzen Neuerungen merkt man Command and Conquer sein alter von 25 Jahren durchaus an. So gibt es weiterhin Missionen, in denen keine Basis zur Verfügung steht und man mit den wenigen vorhandenen Truppen auskommen muss. Diese allerdings werden schnell mal überrollt, gesprengt oder zerfetzt. Und das alles bevor es einem selbst bewusst wird. Insgesamt sind diese Missionen etwas Frustlastig und man muss damit umgehen können. Doch auch dieses Missionsdesign gab es bereits im Original und somit auch zu erwarten und kein echter Kritikpunkt. Das Gleiche gilt für die Balance der Einheiten, wobei dies wohl tatsächlich auch eine bewusste Entscheidung sein könnte.
Begeistert hat der Multiplayer! Dieser wurde vollkommen neu aufgesetzt für die Remastered Versionen. Die vorhandene Lobby lässt sich sinnvoll nutzen und wird ergänzt durch die Schnellsuche für 1vs1 Runden inklusive Rangliste. Ebenso kommen Komfortfunktionen wie ein Beobachtermodus und eine Replay-Funktion zum Einsatz, die es ermöglichen, seine eigenen Taktiken nochmal im Nachgang zu überprüfen. Auch Mod-Support ist für die Spiele mit an Board und kann insbesondere bei Steambenutzern schnell genutzt werden – hier kann direkt der Workshop angesprochen werden. Alternativ kann man mit dem Map-Editor selbst neue Karten basteln und diese dann zur Verfügung stellen.
Insgesamt erhält man mit der Remastered-Version eine liebevolle Homage an vergangene Tage. An nahezu jeder Ecke spürt man die Zusammenarbeit mit der Community und den alten Geist der Originale. Abgerundet durch die Möglichkeit, die Jukebox zu nutzen oder die Grafik doch in den pixeligen Look von damals zu wandeln, wird Command and Conquer hier zum neuen Leben erweckt und dürfte auch den ein oder anderen neuen Spieler fernab der Fans und Nostalgiker erreichen.