Simulationen stehen im Trend. Ganz gleich, ob ein Flughafen, ein Einkaufszentrum oder ein Casino – der wirtschaftliche Part kommt dabei nie zu kurz und ist immer mit Spaß gekoppelt. Leider kam mir persönlich der Spaß bei derartigen Simulationen immer im Bereich Rettungseinsätze viel zu kurz. Dann bin ich per Zufall über Rescue HQ gestolpert und da war sie wieder die Neugierde: Könnte Rescue HQ mir den Spielspaß liefern, welchen ich mir erhoffe? Das durch Aerosoft veröffentlichte jedenfalls möchte ich mit Rescue HQ von den vielen anderen Titeln abgrenzen und sich auf den Aufbau eines Rettungshauptquartiers konzentrieren.
Der Einstieg gestaltet sich entspannt, insbesondere dann, wenn man bereits Erfahrungen hat mit klassischen Aufbau-Simulationen. Hier erinnert vieles an ähnliche Titel wie zum Beispiel Prison Architect oder Theme Hospital. Hier hat der Entwickler stillalive studios gute Arbeit geleistet und liefert eine übersichtliche und verständliche Menüstruktur. Veteranen des Genres fühlen sich auch im Baumenü sofort wohl und wissen blind, wo sie hin klicken müssen. Neulinge erhalten ein schön gestaltetes Tutorial, welches die Funktionen beibringt und so den Einstieg auch hier einfach gestaltet. Gleichzeitig nimmt Rescue HQ dem Erbauer auch ein paar Sachen ab, indem zum Beispiel keine Mauern gezogen werden müssen. Einfach den Grundriss des Raumes aufzeichnen und schon werden die Mauern drumherum gebildet. Wichtig ist, dass natürlich zuvor der korrekte Raum gewählt wurde! Hier unterscheidet Rescue HQ unter anderem zwischen Büro, Flur und Versorgung. Sollte dabei ein Raum mal zu groß oder zu klein geraten, kann ganz einfach ein anderer Raum „darüber“ gebaut werden, sodass sich die Mauern verschieben. Oder es wird der gleiche Raum angebaut, sodass sich der vorhandene vergrößert. Auch lassen sich Gegenstände in den Räumen mit einem einfachen Klick verschieben, was das Umgestalten schnell und unkompliziert macht. So macht der Aufbau richtig Freude und geht flott von der Hand.
Doch bei all der Freude darf man nicht vergessen, dass man nicht nur für einen Berufszweig die Räume und Gerätschaften benötigt, sondern für drei (im Grundspiel) bzw. für vier (im DLC „Coastguard“). Jede Stadt fokussiert sich hierbei zu Beginn auf einen der Zweige (San Francisco: Polizei; Berlin: Feuerwehr). Nur mit dem DLC Coastguard und der neuen Stadt London beginnt man neben der Feuerwehr damit, sich auch die Küstenwache aufzubauen. Später kommt überall noch die Krankenrettung hinzu. Wer wie ich gleich zu Beginn großzügig und wild umherbaut, der hat definitiv im späteren Spielverlauf Probleme oder ist gezwungen, ordentlich umzubauen. Zwar wirkt es am Anfang so, als wäre genügend Platz, doch im Endlosspiel spürt man, dass auch die Effizienz zunehmend wichtiger wird. So müssen die Wege zu den Garagen und Fahrzeugen sinnvoll sein; Trainingsräume um die Fähigkeiten der Rettungskräfte zu stärken und Aufenthaltsräume, Küche und Bad wollen alles organisiert werden.
Budgetprobleme kamen im Testverlauf eigentlich nur selten auf. Zwar ist das Budget knapp bemessen, aber abgeschlossene Missionen bringen jederzeit wieder etwas ein. Das wird dann wiederum aber auch benötigt, um gezielt die Rettungsstation und auch besondere Gegenstände für Einsätze zu bauen. Welche eine Mission benötigt kann jederzeit in den Einsatzanforderungen eingesehen werden. Sobald in der rechten Menüleiste ein Notruf auftaucht, gibt es ein gewisses Zeitlimit, um diesen anzunehmen. Im Anschluss können die Voraussetzungen eingesehen und zuständiges Personal zugewiesen werden. Auch wird das zuständige Fahrzeug zugeteilt – oder im Falle des Coastguard DLCs werden die entsprechenden Schiffe zugewiesen. Und hier kommt dann auch die Ausrüstung ins Spiel. Jeder Einsatz hat eine gewisse Erfolgsquote, welche erhöht werden kann, wenn man die entsprechenden Ausrüstungsgegenstände mitgibt, wie zum Beispiel eine Feuerwehraxt oder Sauerstoff für die Taucher. Erfolgreich abgeschlossene Missionen liefern neben Geld auch Prestigepunkte, welche wiederum für die Entwicklung und den Bau neuer Räume verwendet werden kann. Mehr passiert an dieser Stelle aber auch nicht – die Missionen finden komplett automatisiert statt und ohne größeren Eingriff des Spielers. Sobald die Einsatzkräfte das Hauptquartier verlassen haben, erledigen diese alles selbst.
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Wirkliche Überraschungen geschehen nicht während der Einsätze. Daher kann man die Rückkehr der Rettungskräfte auch sehr gut planen, um somit kommende Missionen vorzubereiten. Wer möchte, hat auch die Möglichkeit, die Zeit anzuhalten und in aller Ruhe Anweisungen zu geben oder weitere Ausbauten vorzubereiten. Gebaut wird dann allerdings erst, wenn die Zeit wieder läuft! Hat das Personal mal nichts zu tun, kümmern diese sich selbst um ihre Fortbildung oder die eigenen Bedürfnisse, wie Hygiene, Schlaf und Hunger. Das ermöglicht dem Spieler, sich voll und ganz auf das wesentliche, den Auf- und Ausbau zu kümmern oder die Ressourcen für Einsätze zu planen.
Doch mit der Zeit ermüden sich diese Mechaniken, da hier immer wieder die gleichen stattfinden und Wiederholung sich einstellt. Zwar gibt es immer mal wieder besondere Situationen wie zum Beispiel eine Krankheitswelle, ein Fußballspiel im Stadion oder auch eine Regatta, welche den Einsatz zu See intensiver gestaltet (nur im DLC Coastguard!). Hat man allerdings einmal die Funktionen raus und das Hauptquartier entsprechend weit ausgebaut, gestaltet sich das Endgame entspannt und ruhig. Wer sein eigenes Spiel etwas aufmotzen möchte, der hat die Möglichkeit, dies mit Mods aus dem Steam-Workshop zu verwirklichen. Neben diversen Szenarien oder „Unlock“-Mods gibt es auch neue Fahrzeuge (zum Beispiel einen deutschen Krankenwagen oder einen kompletten Feuerwehr-Fuhrpark im amerikanischen Stil).
Der Stil des Spiels ist sehr simpel gehalten und erinnert an die Bausteine meiner Tochter – was mir persönlich sehr gefällt, da man sich hier auf das wesentliche konzentriert. Zwar gibt es Trainingsanimationen und auch sonst bewegen sich das Personal durch das Gebäude, aber der Entwickler setzt hier nicht auf vollsten Realismus. Sicher ist das nicht jedermanns Stil, aber für die Art und Weise, was Rescue HQ sein möchte, ist es absolut in Ordnung.
Insgesamt ist Rescue HQ ein sehr spaßiger Aufbausimulations-Spaß für jeden, der Interesse an eben jenes Genre hat. In Falle meines Tests habe ich hier ein paar Stunden zugebracht, auch mit dem DLC Coastguard. Dies erweitert die Grundrettungskräfte Feuerwehr, Polizei und Notarzt um die Küstenwache. Mit dieser müssen Taucher gerettet, eine Regatta betreut und auch sonstige Einsätze auf dem Wasser gelöst werden. Hiermit erweitert sich natürlich auch die vorhandene Kette an Einsatzkräften und Platzbedarf! Eine in meinen Augen sinnvolle und schöne Ergänzung! Im Gegensatz zu vielen anderen Rettungssimulationen macht Rescue HQ vieles richtig, könnte aber das Potenzial im späteren Spielverlauf viel besser nutzen.
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