Der Zweite Weltkrieg dürfte allen bekannt sein. Seine Schrecken und Gräueltaten dienten oftmals als Vorlage für Film, Buch und natürlich auch für Games. Unzählige Spiele finden sich da draußen, welche das Thema des Zweiten Weltkrieges für sich als Vorlage nutzen. So ähnlich ist es dann natürlich auch in Broken Lines. Doch statt eine ganze Armee ins Feld zu führen oder im Untergrund zu agieren handelt es sich hier um einen Trupp zusammengewürfelter Soldaten, welche einen Ausweg suchen. Als Spieler übernehmen wir das Schicksal von acht Soldaten, welche hinter den feindlichen Linien im Osten notlanden mussten. Jetzt kommt es auf den Überlebenswillen jedes Einzelnen an, damit gemeinsam aufgrund der Ausbildung, Fähigkeiten und Instinkte die Flucht gelingt. Und das ist der Punkt, an dem der Spieler gefragt ist – werden die Soldaten überleben oder den Tod finden? Die Antwort hierzu finden wir im Test!
Optisch erinnert das Spiel mich an einen Comic. Die Figuren wirken gezeichnet, ebenso wie die Umgebung. Insgesamt wirkt das gesamte Setting düster, was sich perfekt in die Story einreiht. Für die Umgebung sind viele Schatten genutzt worden und es entsteht ein Eindruck, wie in klassischen Kriegsfilmen. Damit punktet Broken Lines definitiv bereits zu Beginn!
Bevor das Spiel an sich startet, kann die Schwierigkeit ausgewählt werden. Hierbei bietet das Spiel zu Beginn den altbewährten Standard zwischen Leicht, Mittel und Schwer. Wer hier etwas mehr Möglichkeiten wünscht, erhält diese dann direkt im Spiel in den Einstellungen. An dieser Stelle hat man dann durchaus mehr Möglichkeiten, die Schwierigkeit dem eigenen Spielstil anzupassen. So kann der Schaden ausgelöst vom Spieler oder der ausgelöst vom Feind mit einem Multiplikator versehen werden. Auch die Wiederbelebungen können hier begrenzt werden! Wenn ein Charakter im Spiel niedergeschossen wird, gibt es innerhalb eines Zeitraumes die Möglichkeit, den Charakter wiederzubeleben. Oder eben nicht. Das alles überlasst das Spiel uns, sodass jedes Erlebnis individuell angepasst werden kann! Darüber hinaus bieten die Einstellungen den gewohnten Standard an Möglichkeiten zur Grafik, Audio und ähnlichem.
Nach dem Intro der spannend erzählten Geschichte starten wir in einem provisorischen Camp um das Lagerfeuer. Hier kann jeder der Acht verfügbaren Personen betrachtet werden. Jeder einzelne hat eine Biografie, welche nähere Informationen zum Charakter preisgibt. Ebenso findet man auf der Biografie Seite Informationen zu Beziehungen untereinander. So kommt nicht jeder in der Truppe mit jedem zurecht. Und mit anderen wiederum besonders. Bei meinem ersten Spielverlauf habe ich das tatsächlich ignoriert, aber auch das kann im weiteren Verlauf wichtig werden. Die Geschichte stellt immer wieder vor Entscheidungen, welche durchaus zur Moral der Soldaten beitragen kann oder sie schmälert. Werden Vorräte verschenkt oder für die Truppe behalten? Das kann unterschiedliche Konsequenzen nach sich ziehen. So bietet der Beginn zum Beispiel direkt die Möglichkeit, an Proviant zu kommen. Hierbei stehen zwei Meinungen zur Auswahl – in diesem Fall kann ein Einheimischer getötet werden oder man beklaut ihn nur. Die Konsequenz aus den Taten ist nicht ersichtlich! Erst im späteren Verlauf wird klar, was die Wahl den Einsiedler am Leben zu lassen, bedeutet.
Wird eine Mission auf der Karte ausgewählt, besteht erneut die Möglichkeit, mit einzelnen der Soldaten zu sprechen. War mir das anfangs nicht bewusst, so sollte man immer „zwischen den Zeilen“ lesen. So gibt es vor einer Mission den Hinweis „Irgendetwas ist komisch an den Docks. Wir sollten uns auf das schlimmste gefasst machen!“ – hätte ich doch nur mehr Waffenkraft mitgenommen! An den Docks wartet ein großes Geschütz auf den Trupp, welches wirklich ein Problem darstellte! So geben die Sätze der Soldaten durchaus hilfreiche Tipps, aber man muss diese auch entsprechend interpretieren. Ganz mein Geschmack!
Die Truppenstärke der Missionen gestaltet sich übrigens immer unterschiedlich. So gehen zu den Docks maximal vier von unseren acht Soldaten, während zu einer anderen Mission ganze fünf hätten gehen können. Hier differenziert das je nach Aufgabe immer ganz anders. Doch schon bei der Auswahl der Soldaten sollte man sich Gedanken machen. Die Ressourcen sind knapp und nicht jeder Soldat kann unbegrenzt mit Granaten und ähnlichem ausgestattet werden. Die Gegenstände werden unterteilt nach Waffe, primär Utility und sekundär Utility. So kann Primär zum Beispiel eine Sprenggranate oder ein Verbandskasten angelegt werden, während sekundär dazu Unterstützungsgranaten wie eine Ruch- oder Schockgranate oder eben Verbandszeug angelegt werden. So ist man bereits vor Einsatzbeginn dazu angehalten, die Ausrüstung zu kontrollieren und bewusst anzulegen, damit es nicht in Folge einer falschen Entscheidung zu Problemen kommt. Spätestens auf Mittel – was als normaler Schwierigkeitsgrad angesehen werden kann – darf jeder Charakter pro Mission nur noch einmal belebt werden. Danach ist er dauerhaft verstorben!
Ist die Ausrüstung ausgewählt und der Trupp zusammengestellt, kann die Mission beginnen! Und in diesen Runden entfaltet Broken Lines dann sein gesamtes Potenzial! Denn zu Beginn jeder Runde ist das Spiel pausiert. Jeder Einheit werden einzelne Befehle erteilt, wie zum Beispiel Bewegung, Angriff oder der Gebrauch eines Gegenstandes. Erst wenn alle diese Entscheidungen getroffen sind, beginnt mit einem Druck auf die Play-Taste die aktive Runde. Tritt plötzlicher Feindkontakt auf ohne das man den Feind zuvor gesehen hat, stoppt das Spiel. In solchen Situationen bietet sich die Möglichkeit, auf die unerwarteten Reaktionen zu reagieren. Man muss aber immer im Hinterkopf behalten, dass mit einem erneuten Klick auf den Play-Button auch der Gegner seine Züge setzt und bereits Angreifen und Reagieren darf! Und wer weiß, wo die anderen Feinde sitzen? Diese sind im Zweifel aufgrund des Erstkontaktes informiert und ziehen in die entsprechende Richtung. Unbedarftes Vorpreschen kann hier schnell den Tod einzelner Einheiten nach sich ziehen. Um dies zu vermeiden, sollte taktisch vorwärtsgegangen werden! Auch werden die Feinde versuchen, den eigenen Trupp einzukesseln und so Druck aufzubauen. Für mich bietet Broken Lines damit eine Taktiktiefe, welche ich selten in gesehen habe.
Die Bewegung der Einheiten wird während der Pausenzeiten schön anhand einer Linie dargestellt. Diese werden in der aktiven Phase abgelaufen und die Wege sind immer nachvollziehbar. Um den Überblick zu behalten, lässt sich die Karte jederzeit über die gedrückte mittlere Maustaste drehen und wenden – so behält man jeden Winkel zu jederzeit im Blick und kann die Entscheidungen treffen. An dieser Stelle hat mich Broken Lines ein wenig an Tabletop Spiele erinnert. Deckungen, Fenster, Einflussbereiche – alles wird farblich auf der Karte markiert, während man seine nächsten Züge plant. Die Trefferwahrscheinlichkeit von dem eigenen Soldaten und dem des feindlichen wird ebenso in Prozent farblich dargestellt.
Insgesamt begeistert Broken Lines mit seiner strategischen Tiefe und den Möglichkeiten. Bereits vor einer Mission muss man sich mit den Truppen, den Vorräten und Möglichkeiten auseinandersetzen, damit diese nicht in einem Desaster enden. Abklingzeiten, Bewegungsdauer, Deckung und Trefferquoten. Alles dreht sich um Zahlen und Wahrscheinlichkeiten. In Kombination mit einer interessanten und frisch inszenierten Story wird hier jedem Taktik-Fan großartiges geboten. Solange die Pause noch nicht beendet wurde, können mögliche Fehlentscheidungen auch jederzeit rückgängig gemacht werden, was eine Art besonderen Reiz auslöst. Ich habe teilweise ewig lange Minuten damit zugebracht, die Schritte meiner Truppe zu planen, nur um dann alles wieder um zu werfen und anders zu machen. Spielspaß und Spannung sind garantiert. Und wer ein absoluter Könner in Spielen dieser Art ist, der erhöht sich einfach den Schwierigkeitsgrad und hat passiv noch Möglichkeiten, in dem keine Items mitgenommen werden.
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