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Montag, Februar 24, 2025

Deliver Us The Moon – Test | Review

Vor etwa drei Jahren begann die Kickstarter-Kampagne von Deliver Us The Moon mit der das Spiel erstmals seine ersten Rufe erklingen lies. Das Indie-Team Keoken Interactive versprach damals einen ungewöhnlichen Mix aus Sci-Fi-Thriller und Story-Adventure in der Episodenform. Die Idee war clever und kam gut an, was den Entwickler rund 100.000 Euro an Spenden in die Kassen spülte. Leider ging der Plan dann doch etwas nach hinten los: Das Team geriert in finanzielle Schwierigkeiten und musste Deliver Us The Moon zunächst in unvollständiger Form veröffentlichen, um sich über Wasser halten zu können. Erst durch Wired Productions als neuer Publisher ging es wieder bergauf – und so kommt Deliver Us The Moon nun als generalüberholtes und vollständiges Werk zu uns auf den PC. Für die Konsolen (Playstation 4 und XBOX) ist es für 2020 geplant.

Doch hat sich die Wartezeit auf das vollständige Spiel wirklich gelohnt und kann Deliver Us The Moon mit seinem Konzept dann letztendlich doch überzeugen? Wie immer in Tests gilt: Rechnet mit Spoilern!
Die Story ist angesiedelt in einer Zukunft, in welcher die Erde durch Ausbeutung all ihrer Ressourcen nur noch ein von Staubstürmen geplagter brauner Planet ist. Die einzige wirkliche Hoffnung der Menschheit ist Energie vom Mond, welche über eine Art Antenne quer durch das Weltall zu unserer Erde geschickt wird. Hierzu gibt es nicht nur im Raum über dem Mond eine Station, sondern auch verschiedene Stationen auf dem Mond selbst.

Zu Spielbeginn brach der Kontakt zum Mond allerdings vor etwa fünf Jahren ab – dies ist der Zeitraum, den die Menschen benötigt haben, um ohne die Energie vom Mond eine einsatzfähige Rakete zur Mondbasis zu bauen. Und an diesem Punkt setzt das Spiel auch an und beginnt, den Spieler langsam in die Mechaniken einzugewöhnen. So begeben wir uns auf unseren Weg zur Rakete und müssen unterwegs verschiedene – hier noch sehr einfache – Rätsel lösen um verschiedene Tore oder Plattformen und auch die Rakete mit notwendiger Energie zu versorgen. Anfangs gemächlich, dann jedoch mit etwas Zeitdruck – ein Staubsturm naht. Damit die Rakete problemlos den Orbit verlassen kann, müssen wir vor eintreffen des Sturms los.

Und auch hier zeigt das Spiel einer seiner Stärken – die grafische Umsetzung. Es ist beeindruckend, den Staubsturm am Horizont zu sehen, wie dieser immer näher kommt. Durch Funksprüche unserer Einsatzzentrale wird die Gesamtsituation abgerundet und man spürt ein Stück diesen Zeitdruck und die Hoffnungslosigkeit, welche die Menschen bedroht. Dies ist die letzte Mission zum Mond – die letzte Hoffnung. Doch auch wenn der Gegenwartsbezug mit Klimawandel und Co. sichtbar wird, vermeiden es die Entwickler durchgehend als Moralapostel aufzutreten – dass die Erde durch Ausbeutung und Klimawandel ein fast unbewohnbares Ödland geworden ist, spielt in Deliver Us The Moon nur eine Nebenrolle, stattdessen steht das Erkunden der Mondbasis klar im Vordergrund.

Sobald wir auf der Station über den Mond ankommen, stellen wir schnell fest, dass hier niemand mehr ist. Alle Menschen sind fort und es ist niemand mehr da. Und ab hier lässt einen das Spiel mehr oder weniger alleine. Deliver Us The Moon erwartet, dass wir unsere Umgebung erforschen, überprüfen und die Lösungen selbst finden. Die anfänglichen Rätsel sind dabei noch immer sehr offensichtlich, manche werden durch kurze Sequenzen auch – ohne Sprachausgabe! – erklärt. Man muss nur genau hinsehen. Und auch wenn sich die Mechaniken  immer wiederholen – nie hatte ich das Gefühl, dass ein Rätsel bereits in dieser Form exakt so vorkam. Es benötigt immer etwas Kombinationsgabe. So gab es zum Beispiel ein Rätsel, bei dem ich eine große Kiste Helium bekommen musste – diese wurde allerdings durch Stromkabel verdeckt; ein Durchrennen kam hier absolut nicht in Frage! Durch etwas umsehen habe ich schnell erkannt, dass im Nebenraum der Weg liegen muss, um an das Helium zu kommen – blöd nur, dass dieser von einer automatischen Tür blockiert wurde und nur durch eine Druckplatte geöffnet werden konnte. Es hat mich tatsächlich einige Zeit gedauert, bis ich auf die Idee kam, einfach den leeren Energiekanister abzulegen. Damit war der Weg frei und ich konnte ein Förderband aktivieren, welches mir das Helium einfach vor die Füße gefahren hat.

Grundsätzlich ergänzt wird das Spiel durch Emails, Notizen und einer verdammt gut gestalteten Umgebung. In manchen Abschnitten gibt es auch Holografische Bilder zu sehen, die samt Vertonung die Geschichte sinnvoll fortsetzen. Wir sind hier immer nur Zuschauer. Der einzige Begleiter, den wir relativ schnell finden, ist eine kleine Drohen mit der Bezeichnung ASE – und auch wenn der kleine Kerl nie einen Ton von sich gibt, gewinnt man ihn sehr schnell lieb. Die Entwickler setzen diesen mechanischen Begleiter aber auch so gut in Szene, dass man die Verbundenheit in dieser unendlichen Leere spürt – schließlich ist er das einzige Verbindungsglied zwischen dem Jetzt und den Geschehnissen der Vergangenheit.

Doch auch ohne Sprachausgabe für die kleine Drohne, ist der Soundtrack im Hintergrund und die Vertonung der Sprecherrollen echt gut gelungen. Auch die deutschen Stimmen können sich hier echt hören lassen und sorgen für eine dichte und gute Atmosphäre. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich sowohl bei der Englischen als bei der Deutschen das Gefühl, dass etwas unstimmig sei.

Und die Atmosphäre ist es, was Deliver Us The Moon letztendlich so perfekt macht – neben den bereits genannten Emails, Video- und Tonaufzeichnungen, Notizen und Emails gibt es so viele kleine Details, die erahnen lassen, wie die Bewohner der Station und der Basen gelebt haben müssen oder wie die Situationen für sie waren. An jeder Stelle oder in jedem persönlichen Raum findet man Zeichnungen oder persönliche Gegenstände. Am meisten hat mich während des Spielens ein Raum eines Technikers fasziniert – hier war ein Bild von der Erde von 1969, dem Jahr der ersten Mondlandung. Daneben war das Fenster der Station mit direkten Blick auf die Erde. Es hatte keinen echten Nutzen für das Spiel insgesamt, doch den blauen schönen Planeten neben dem braunen Gegenstück zu sehen hat doch irgendwie fasziniert. Und dieses Gefühl tritt im Spielverlauf immer wieder auf.

Man muss mit Deliver Us the Moon also keinen seichten Spaziergang durch leere Gänge und Mondoberflächen erwarten – der Tiefgang trägt das Spiel über weite Strecken und motiviert, immer weiter zu machen. Spätestens ab einen gewissen Punkt möchte man unbedingt weiter – dann, wenn man erfährt, dass der Charakter den man selbst spielt noch eine andere Motivation hat, als nur den Strom für die Erde wieder anzuknipsen. Allerdings darf man – anders als noch in der Kickstarter-Kampagne angekündigt – keine OpenWorld erwarten. Deliver Us The Moon ist linear angeordnet und liefert maximal mittelgroße Areale zum erkunden. Dafür bietet Deliver Us The Moon aber einen super vielfältigen Mix mit starkem Adventure-Einschlag und simplen Action-Elementen, die immer wieder für Auflockerung sorgen. So müsst ihr beispielsweise unter Zeitdruck einzelne Areale durchqueren oder möglichst schnell und ohne durch sich bewegende Teile erschlagen zu werden ein Tor mit einem Schweißbrenner öffnen. Dann sollt ihr schwerelos durchs All fliegen und Sauerstofftanks einsammeln, elektrischen Leitungen ausweichen oder mit einem Buggy über die Mondoberfläche fahren. Öfters müsst ihr auch einfach nur Energiezellen von A nach B transportieren. Sogar ein paar simple Sprungeinlagen und eine Art Schleichszene sorgen für absolute Abwechslung. Auch die Drohne ASE darf gesteuert werden um somit einige der interessanteren Puzzleparts zu lösen.

Insgesamt erhält man mit Deliver Us The Moon ein Spiel mit abwechslungsreichen Gameplay und Story-Tiefgang. Hier sei bewusst auf das Wort Story hingewiesen. Die Aufgaben sind gut gestaltet und benötigen manchmal einen Moment, bis man auf die Lösung kommt – aber diese oder auch benötigte Gegenstände befinden sich meistens in unmittelbarer Umgebung. Auch wenn etwas knackigere Rätsel schön gewesen wären, ermöglicht dies und die einfache Steuerung jedem einen guten Einstieg und macht die Erfahrung nicht zu kompliziert. Während mancher Rätselmomente haben wir als Familie gemeinsam vor dem Monitor gesessen und geschaut.

Die Wahl der Unreal Engine 4 verleiht der Grafik den entsprechenden Feinschliff und überzeugt mit einer stimmungsvollen Umgebung. Nur selten fallen hier und da mal Kanten oder kleinere Ungereimtheiten auf. Man mag die Bewegung des Protagonisten als zu steif bezeichnen, allerdings bringt das der Atmosphäre keinen Abbruch. Spätestens in Kombination von Umgebung, Detailgrad und Soundtrack – welcher sich immer dezent im Hintergrund hält – entfaltet Deliver Us The Moon sich gänzlich. Hinzu kommt eine Geschichte, welche auch nicht vor Spannung strotzt und in einigen Momenten auch eine unerwartete Wendung bringt.

Deliver Us The Moon – Test | Review
8
Grafik
7.5
Sound
6.5
Steuerung
6.5
Spiele Spaß
5.5
Preis Leistung
Gesamtwertung 6.8 / 10
Unser Fazit
Deliver Us The Moon ist ein geniales Spiel. Leider fehlt es den Rätseln oftmals an Tiefgang und auch viel Knobeln ist nicht immer notwendig. Ganz oft genügt es, sich in der Umgebung genauer umzusehen. Seine wahre Stärke entwickelt das Spiel erst mit der Story, welche dann auch den Tiefgang wieder liefert! Wir haben das ganze als Familie betrachtet - während ich spielte haben die anderen wie bei einem Film zugesehen und mitgewirkt. Wir waren alle gefesselt von Deliver Us The Moon und wollten umbedingt die nächsten Schritte sehen, wissen was mit den Charakteren vor 5 Jahren passiert ist und wie es um sie bestellt ist. Somit war Deliver Us The Moon ein Titel, der manchen Abend gefüllt hat. Für jeden, der eine Story mit Abwechslung mag und es liebt, viele Details zu finden, ist der Titel perfekt. Wer hingegen Open World oder auch nur knackige Rätsel braucht, aber auf Story keinen Wert legt, eher weniger.
Michael Barkow
Michael Barkowhttps://www.twitch.tv/gutertag_streaming
1989 erblickte ich das Licht dieser Welt - und bereits 1998 entdeckte ich das Zocken; damals noch mit Command & Conquer: Alarmstufe Rot von 1996. Seitdem bekommt mich die Gamingwelt nicht mehr los. 2005 begann dann für mich die Reise in World of Warcraft und die MMO-Szene hatte mich begeistert. Seitdem habe ich vieles gesehen und erlebt und hüpfe immer mal wieder von einem zum anderen MMO, da ich es nie ganz sein lassen kann. Mit meiner 2015 geborenen Tochter habe ich aber etwas gefunden, dass noch mehr Interesse und Begeisterung weckt. Da das Leben mit Familie tagsüber fesselt, habe ich das Streamen und Zocken am Abend für mich entdeckt. Somit bekommt das Zocken weiterhin seinen Platz in meinem Alltag.

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