Ein guter Whisky. Ein ruhiger Abend. Ein eigenes Apartment. Dann klopft es laut an der Tür. Bewaffnete Ratten stehen vor meiner Tür und nicken mir zu. Eine kurze Autofahrt und ich sitze spät Abends allein in einem Safehouse. Links von mir ein Telefon. Rechts von mir mein Whisky. Ich bin der Mafiaboss Jeffrey (Jeff) Koch. Und man möchte mich umbringen. Ab jetzt bleiben mir 6 Tage übrig um zu überleben und den Maulwurf in meiner Organisation zu finden. Und den Drahtzieher zu identifizieren. Damit beginnt SaveKoch – das erste Spiel der Entwickler WoodenMonkeys.
Bitte beachtet beim Lesen des Reviews, dass es durchaus zu Spoilern kommen kann. Aber SaveKoch ist gut gestaltet. Man kann es sich hier wie ein Kartenspiel vorstellen – bei jedem Spielbeginn werden die vorhandenen Karten komplett neu gemischt. So ist zu Beginn immer unklar, wer der Feind ist. Mit jedem Durchlauf ist hier Spannung garantiert und auch nur mit vielen verschiedenen Spielgängen eröffnet sich der komplette Hintergrund über die vielen Charaktere.
Sehr cool ist dabei, dass die Charaktere allesamt Tiere darstellen. Wie eingangs beschrieben sind die Söldner der Metzgerei – der Mafiaorganisation – allesamt Ratten. Daneben gibt es zu Beginn ein Pferd, welches nicht sprechen kann und einen Hund, welcher einen guten Diplomaten und auch Folterer darstellt. Diese Charaktereigenschaften sind wichtig, denn nur mit diesen lassen sich im Spielverlauf die verschiedenen Aufgaben lösen.
Doch fangen wir am Anfang an. Wir sind im Safehouse in unserem Büro. Es gibt an dieser Stelle kein Tutorial. Man klickt sich einfach durch die verschiedenen Möglichkeiten und lernt langsam, wie es funktioniert. Mein kompletter erster Durchlauf war eigentlich schon von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil ich es nicht verstanden habe. Über ein Brett an der Wand werden alle Personen mitsamt der vorhandenen Hinweise angezeigt. Auch die Verbindungen untereinander und die Fraktionen werden hier aufgelistet. Neben dem Telefon, mit welchem ich viele verschiedene Charaktere anrufen kann, liegt ein Tablet. Über dieses kann ich meine Untergebenen – maximal vier Personen stehen hier zur Auswahl. Neben der Söldnerchefin sind es zu Beginn eine Detektivin, ein Dieb und ein Arzt. Diesen weise ich verschiedene Aufgaben in der Stadt zu um Informationen zu finden. Dank dieser erhalte ich eventuell neue Telefonnummern und Kontakte, weitere Möglichkeiten und neue Aufgaben. Auch erhält man ab und an neue Anrufe. Mit diesen entwickelt sich langsam eine eigene Geschichte mit eigenen Hintergründen.
Im ersten Durchlauf habe ich tatsächlich die kompletten sechs Tage überlebt – man kann durch verschiedene Umstände und gestorbenen Untergebenen auch früher drauf gehen! Während diesen Durchlaufs habe ich allerdings die Metzgerei – nicht die Mafiaorganisation sondern eine Lebensmittelfabrik – verloren. Dies führte zu Unruhen in der Stadt und die Leute haben gegen mich rebelliert – was zu noch mehr Toten und damit zu einem verlorenen Spiel geführt hat. Aber cool war es trotzdem, denn zum Schluss waren mir mit kurzem darüber nachdenken meine Fehler bewusst. Ein paar Mal falschen Hinweisen gefolgt oder einer Person zuviel geholfen, schon haben wir Probleme. Auch hier wieder Spoilergefahr: So gibt es im Spiel eine Krankheit, die wie ein Pilz die Personen befällt – und diese bilden eine eigene Fraktion. Das Oberhaupt dieser Fraktion bat mich um Hilfe, da ein Attentäter sie gefangen hatte und umbringen wollte. Ich half ihr in der Hoffnung, neue Informationen zu erhalten. Diese kamen auch – in Form eines Anrufes meiner verschwundenen Frau. Diese war mittlerweile auch befallen und damit Teil des „Schwarms“. Damit war mir klar, wer der Drahtzieher gegen mich war, aber ich hatte keine Chance mehr, denn die Krankheit brach danach gezielt aus und brachte die Menschen alle gegeneinander auf – wieder verloren. Auch hier war aber Spannung pur geliefert!
Die meisten Informationen erhielt man durch Anrufe bei den verschiedenen Kontakten im Telefonbuch. Leider ist es nicht möglich, durch ein einfaches Anwählen der Kontakte diese auch zu wählen – die Nummer muss per Mausklick selbst eingegeben werden. Nicht einmal das Numpad konnte hier genutzt werden. Allerdings sind die wichtigsten vier Kontakte über die farblichen Knöpfe am Telefon direkt anwählbar. Ob man diese selbst zuweisen kann, konnte ich nicht herausfinden. Ich gehe davon aus, dass sie fest einprogrammiert sind.
Geht jemand ans Telefon, gibt es die Möglichkeit über Mutliplechoice verschiedene Fragen zu stellen oder Antworten zu geben. Auch hier ist das Spiel wieder konsequent und zieht seinen Stil durch. So sind einige Gespräche gut verständlich und bringen auch wichtige Hinweise – andere wiederum sind ein reines Ratespiel. Wenn zum Beispiel Clip Clop das Pferd anruft erhalten wir nur Clip Clippi Clop oder ähnliches als Aussagen. Mit diesen müssen wir aber auch arbeiten.
Wenn dann doch einmal eine Sackgasse auftritt, kann man jederzeit die Söldnerchefin Burmy anrufen um Hinweise zu erhalten oder Tipps, wen man am besten anrufen kann um weiter zu gelangen. Dies ist auch wirklich wichtig, da je nach Mischung der Situationen durchaus verzwickte Momente auftreten können. Denn die Zeit rennt immer weiter, auch bei den Gesprächen, sodass man wirklich sinnvolle Telefonate führen möchte um nicht unnötig Zeit zu vergeuden.
Viele Spiele setzen heutzutage auf das Prinzip, dass die Entscheidungen des Spielers den Verlauf entscheiden. was bei manchen Spielen leider nicht wirklich gelingt, kommt in SaveKoch um so tragischer daher! So kann sich in SaveKoch alles durch eine einzige Antwort ändern. Ich habe zum Beispiel mit dem Chef meiner Metzgerei telefoniert und nicht darauf geachtet, was ich antworte – und schon waren meine Assassinen unterwegs und haben sich des Direktors entledigt. Damit fällt dieser Charakter für den Spieldurchlauf raus und eventuelle Informationen und Hinweise sind verloren – ganz gleich ob diese Person jetzt der Maulwurf war oder nicht. Selbst wenn er es gewesen sein sollte, erhalten wir diesen Hinweis nicht. Zuhören – oder eben besser mitlesen – ist immens wichtig. Manchmal erhält man darüber bereits Hinweise, wen man zum Beispiel für eine Aufgabe losschickt.
SaveKoch macht einem den Einstieg nicht leicht und bietet viel Potenzial auch Fehler zu machen. Doch gerade dies macht die Erfahrung mit diesem so intensiv. Ihr baut eine gewisse Basis von Beziehung zu den Figuren auf mit jedem Hinweis den ihr erhaltet. Insbesondere die Familie von Koch – wenn man aus dem vorherigen Durchlauf weiß, wie man seine Tochter Mindy retten kann, oder sogar seine Frau Diane finden, setzt man sich bewusster damit auseinander. Doch ein Verlust von Personen ist unvermeidbar – und jedes Mal bringt es Konsequenzen mit sich, die den Spielverlauf verändern.
Das macht SaveKoch zu einem ganz besonderen Vertreter in diesem Genre. Neben der Spannung und dem Tiefgang bietet das Spiel auch beim Soundtrack einen sehr stimmigen Part. Grafisch wird auf einen Comichaften Stil gesetzt, was für mich das ganze noch interessanter gestaltete. In meinen verschiedenen Spieldurchläufen haben ich es bisher nicht einmal geschafft, Jeff zu retten – doch die Motivation es zu versuchen ist ungebrochen! Und für rund zehn Euro erhält man hier ein verdammt gutes Spiel.
SaveKoch ist bereits für PC verfügbar.