Das neueste Spiel von IO Interactive kommt einem zwar nicht ganz unbekannt vor, macht jedoch dennoch eine Menge Spaß. Der Tod erscheint in vielen Formen: als Lauf eines Gewehrs, als Rasiermesser für Friseure, als Tätowierpistole, als defektes Gasventil. Der Tod holt sich jedes Ziel von 47, mehrere seiner Wachen, einige Polizeibeamte und, zugegeben, auch ein paar unschuldige Passanten.
Es lief nicht immer alles sauber oder effizient, doch ich habe Hitman 2 im Laufe der letzten Woche durchgespielt. Dies bedeutet eigentlich, dass ich gerade erst an der Oberfläche gekratzt habe. Es gibt sechs neue Orte im Spiel, zusätzlich zu einem überarbeiteten Tutorial-Teil, der weitgehend identisch mit dem ersten Spiel ist, jedoch mit geringfügigen Änderungen. Darüber hinaus kann jede Mission aus dem ersten Spiel in Hitman 2 über das Legacy-Pack gespielt werden, wobei die Standards des neuen Spiels integriert wurden.
Jeder dieser Orte ist wie eine Zwiebel, die dich dazu einlädt, Schicht für Schicht entdeckt zu werden. Besonders eine Map, die dich in eine amerikanischen Vorstadt entlädt, ist ein gutes Beispiel. Auf den ersten Blick sieht man dort bloß die Häuser, in denen sich deine Opfer befinden, ebenso die nahegelegenen Sicherheitsteams zu ihrem Schutz. Schaut man etwas genauer hin, entdeckt man vielleicht noch einen Postboten, einen Müllmann und auch ein Kuchengeschäft.
Bei noch genauerem Hinsehen, sieht man hinter dem Lattenzaun, auf dieser perfekten Rasenfläche, verborgene Mordszenen, tratschende Nachbarn und sogar ein Drogenlabor; das alles mitten in der Nachbarschaft. Jedes noch so kleine Geheimnis, was man im Level entdeckt, kann dazu verwendet, das eigene Ziel auszuschalten: Ein Muffinstand zum Beispiel, den man vergifteten Lockmitteln ausstatten kann, welchen niemand widerstehen kann. Eine geheime Waffensammlung, die eigentlich dazu gedacht ist, dich niederzustrecken, kann gegen deine Feinde verwendet werden oder dazu benutzt werden einen Alarm auszulösen und somit die perfekte Ablenkung schaffen, während du dein Opfer mit einem Schaubenzieher im Hals zum Schweigen bringst.
Anstatt sich auf bestimmte Levels des Legacy Packs zu konzentrieren, weise ich hier auf das ursprüngliche Spiel Hitman hin. Die Level sind so gut wie immer und die neuen Ergänzungen verbessern das Spielerlebnis nurnoch: Wenn du dich bei der Pariser Veranstaltung in die Massen einmischst, kannst du trotz einer Menge Trubel davonkommen und bist trotzdem in der Lage ein Scharfschützengewehr in einem Koffer bist zum Scharfschützenstand zu tragen, was für Spieler des 2016 erschienen Hitmans eine langersehnte Revolution ist.
Das Legacy-Pack bedeutet, dass die komplette Geschichte von dem Hitman-Reboot für sowohl neue als auch alte Spieler verfügbar ist. Die Levels des Originalspiels sind dabei der absolute Hammer und nicht bloß ein Füllstoff. Nur das feindselige Colorado leidet im Vergleich wirklich und bestraft dich für deine Neugierde. Der Rest des Spiels versucht das so gut es geht zu kompensieren. Die Levels des zweiten Spiels behalten diese Qualität bei, obwohl ich zugeben muss, diese nicht so intensiv gespielt zu haben. Sie alle belohnen jedoch die eigene Neugier, abgesehen von dem letzten Level dieses Spiels, das in einer Burg voll von verwirrenden Korridoren und verdächtigen Wächtern stattfindet. IO Interactive beherrscht den Umbau von Hitmans Maps in dicht besiedelte Vernichtungsgebiete voll von Dingen, mit denen man interagieren kann oder von denen man aufgehalten wird. Mit dieser neuesten Erscheinung haben sie ihren Ruf als Klassenbester gefestigt. Diese Level sind komplex und tief, sie fühlen sich an wie die Momentaufnahme einer echten Welt, in die du immer wieder eintauchen kannst, wie in eine Art mörderisches Groundhog Day-Remake.
Das Spiel fühlt sich ein bisschen unkomplizierter an, was vermutlich an der Verbesserung der Benutzeroberfläche des Spiels liegt. Dazu gehören Funktionen wie ein Bild-im-Bild-Modus, der genau markiert, welcher Körper gerade von den Feinden gefunden wurde, oder das Fokussieren auf Mordgeschichten, wodurch du quasi Schritt für Schritt durch verschiedene Situationen geführt wirst. Das führt dann eventuell dazu, dass du dich in ein riesiges Vogelkostüm zwängst, um jemanden zu erpressen oder einem Mitstreiter zu helfen, der deine Ziele für dich ausschaltet. Ich bin mir nicht sicher, ob es gleich etwas negatives ist, zu sagen, dass das Spiel einfach und angenehm ist, doch ich denke die Antwort ist Nein: Hitman war lange ein Spiel, das einfach zu spielen, aber schwer zu meistern ist. Silent Assassin war nicht selten so kompliziert wie ein echter Hit, und ich freue mich, sagen zu können – und das ohne, dass ich jemanden dafür umlegen musste – dass es hierbei ganz ähnlich ist. Das Töten ansich mag leicht sein, aber sich wirklich wie ein Silent Assassin zu verhalten: irgendwo eindringen, das Aufspüren und Ausschalten des Ziels und das anschließende Verschwinden, ohne von irgendjemandem gesehen zu werden, ist immer noch eine Herausforderung.
Das Design von Hitman 2 ist nichts wirklich Neues. An manchen Stellen denkt man fast, dass man gerade mitten dabei ist Hitman 2016 zu spielen, doch dann tauchen immer wieder diese neuen Ergänzungen auf: Die neuen Gadgets sind Dinge, die das Spiel unbedingt nötig hatte. Die neuen Gameplay-Mechanismen sind zum Beispiel die neue Fähigkeit von NPCs jetzt auch Sachen zu sehen, die hinter ihnen geschehen, wenn sie in einen Spiegel schauen oder die, dass die Wachen nun deinen Standort weiterleiten, wenn du vor einer Überwachungskamera ein Verbrechen begehst. Außerdem ist man nun als Spieler in der Lage sich unter Menschenmengen zu mischen – endlich!
Eine weitere Änderung ist, dass die Zwischensequenzen von vollständig animierten zu einer Auswahl dynamischer Bilder gewechselt haben. Ich bin nicht begeistert von dieser Veränderung, da sie sich unangenehm anfühlt, vor allem, wenn man zum ersten Mal bemerkt, dass sich die Münder nicht mehr bewegen, während gesprochen wird. Gesprochen wird bislangen leider nur auf Englisch. Eine deutsche Version des Spiels ist nämlich noch nicht vorhanden, bislangen muss man sich mit deutschen Untertiteln zufrieden geben, was mein Spielerlebnis jedoch nicht wirklich eingeschränkt hat.
Man kann davon ausgehen, dass dies ursprünglich als Hitman: Staffel 2 gedacht war, und obwohl es jetzt das Kostüm einer Fortsetzung trägt, ist dies eher eine Nacharbeit als ein gewagter zweiter Teil. Eigentlich gibt es hier nicht wirklich viel, was man als Experiment oder Wagnis bezeichnen könnte. Dafür ist das Spiel eine konsistente Erfahrung, mit der man auf jeden Fall auf der sicheren Seite geblieben ist. Bemerkenswerte Ergänzungen sind ein voll ausgestatteter Sniper Assassin-Modus, der an das ausgezeichnete Hitman-Handyspiel erinnert, und ein Multiplayer-Ghost-Modus, bei dem du und ein anderer Agent kämpft, um deine Ziele in parallelen Universen zu ermorden, was viel Potenzial hat, aber noch nicht vollständig ausgebaut wurde.
Hitman 2 ist bereits für Xbox One, PlayStation 4 und PC verfügbar.