SoulCalibur hatte es echt schwer seit den glorreichen Tagen von SoulCalibur II, ein Titel, der immer noch von vielen als eines der besten 3D-Kampfspiele aller Zeiten angesehen wird. SoulCalibur III, IV und V waren nicht unbedingt schlechte Spiele, aber sie hatten jeweils ihre eigenen merkwürdigen Fehler, und keiner von ihnen war in der Lage, ihren erfolgreichen Vorgänger zu übertreffen.
Eine Zeit lang schien es, als sei es das nun mit SoulCalibur. Die Serie hatte sicherlich ihren Charme verloren, und Bandai Namco war verständlicherweise nicht bereit, es noch einmal zu versuchen. Aber wie die mächtigen Krieger des sechzehnten Jahrhunderts kann die brennende Seele eines leidenschaftlichen Spielers nicht so leicht ausgelöscht werden, und nun, fast sieben Jahre nach dem letzten Release gibt es SoulCalibur VI, und kurz gesagt, es ist eine erfrischende Rückkehr zur altbewährten Form.
Zwar hat das Spiel römische Ziffern am Ende des Namens, doch das bedeutet nicht, dass es nicht auch eine Art Neustart ist. SoulCalibur VI fühlt sich so an, als hätte das Entwicklerteam erstmal einen Gang zurückgeschaltet, bevor es sein Bestes versucht hat, herauszufinden, was die früheren SoulCalibur-Spiele so angenehm gemacht hat. Kämpfe sind hektische und auffällige Situationen und erinnern sofort an SoulCalibur II, vor allem aufgrund der Geschwindigkeit.
Die Vorgängerspiele waren immer ziemlich einfach zu lernen, und das ist bei SoulCalibur VI nicht anders. Mit schnellen 3D-Bewegungen, die leicht auszuführen sind, wird es bald zur Selbstverständlichkeit, sich durch ein Duell zu fühlen. Darüber hinaus sind Angriffseingaben selten komplex, die meisten erfordern nur eine Richtung plus ein oder zwei Tasten. Obwohl wir sicher sind, dass fortgeschrittene Spieler einige Stunden nach dem Start des Spiels einige verheerende Combos entwickeln werden, geht es bei SoulCalibur VI weniger darum, Schläge aneinander zu reihen, als vielmehr um Abstand, Timing und Verteidigung. In diesem Sinne ist es zugänglicher als, sagen wir, Tekken 7 oder Dragon Ball FighterZ.
Grund für diese Zugänglichkeit ist eine ganz neue Mechanik. Es ist eine Ein-Knopf-Technik, die bei allen Charakteren funktioniert, und wenn du sie auflädst, indem du die Taste gedrückt hältst, parierst du eingehende Angriffe automatisch. Lässt du sie zur richtigen Zeit los, beginnt ein kineastischer Konflikt der wie eine Runde Schere-Stein-Papier aufgebaut ist, nur hier halt mit Vorizontalschlag-Vertikalschlag-Tritt. Am Anfang mag das ein wenig billig erscheinen – schließlich setzt man alle Hoffnungen darauf, den richtigen Knopf zu drücken -, aber man beginnt langsam zu erkennen, dass jeder Charakter seine individuellen Eigenarten hat.
Hulking Brute Astaroth zum Beispiel kann seinen Gegner sofort aus der Arena schleudern, wenn man richtig rät, und somit beginnen die Gedankenspiele. Wenn man weiß, dass Astaroth eine solche Chance aus dem vertikalen Angriff herausholt, versucht man, ihn selber damit zu erwischen. Aber was ist, wenn Astaroth weiß, dass man eine Vertikale erwartet, und sich stattdessen für eine Horizontale entscheidet? Es wird also sehr, sehr schnell sehr spannend.
Reversal Edge ist auch größtenteils dafür verantwortlich, dass SoulCalibur VI so filmisches Flair hat, ähnlich wie die Zeitlupenbearbeitung, die in Tekken 7 so gut funktioniert. Beobachte deinen Gegner genau und du wirst des öfteren mit einem brilliant aussehenden Schlag oder einer coolen Nahaufnahme belohnt. Auch wenn man nur die Verteidigung des Gegners bricht, entsteht ein kurzer, aber spektakulärer Moment, in welchem der ganze Bildschirm in einer invertierten Farbe aufleuchtet. Obwohl das Spiel manchmal etwas ruckelig aussehen kann, ist es einfach fantastisch sich die Bewegungen anzuschauen.
Füge Seelenladungen – im Wesentlichen machtvolle Charaktertransformationen – und coole Moves hinzu und fange an die äußere Komplexität von SoulCalibur VI zu durchbrechen. Wie es bei jedem guten Kampfspiel der Fall ist, gibt es hier eine Menge Tiefe und Nuancen und, das ist wohl am wichtigsten, keine Anzeichen von übermächtigen Charakteren. Jede Mechanik und jedes System in diesem neuen Spiel fühlt sich gemessen und sorgfältig überlegt an und greift erneut auf die glorreichen Tage von SoulCalibur II zurück. Klar, ob es auch in der Lage ist, ein wettbewerbsfähiges Publikum zu halten, bleibt abzuwarten, aber wir können zumindest bestätigen, dass das gelegentliche Spielen eine absolute Explosion ist.
Das liegt zum Teil an den robusten Single-Player-Modi des Spiels. Neben dem Standard-Arcade-Modus, der in acht aufeinanderfolgenden Duellen perfekt läuft, gibt es zwei lange Story-Modi, die es zu erkunden gilt. Der erste, Waage der Seele, lässt dich deinen eigenen Charakter erschaffen, bevor du auf einer Weltkarte herumhüpfst. Du wirst etablierten Kriegern begegnen, komplette Missionen abschließen, um Gold und Erfahrung zu sammeln, Entscheidungen treffen, die die Erzählung beeinflussen, und im Allgemeinen einfach ein entspanntes Rollenspiel-Abenteuer genießen. Waage der Seele ist eher schlicht in seiner Ausführung, aber es ist gut und macht überraschend süchtig.
Das gleiche Lob gilt für „Chroniken der Seelen„, ein Modus, der individuelle Charaktergeschichten beherbergt. Diese sind in episodische Kapitel unterteilt, die jeweils mit hübsch aussehenden Bildern und Dialogen versehen sind. Auch hier ist die Herangehensweise grundlegend, aber am Ende funktioniert sie besser als beispielsweise der vollständig kinematische Story-Modus in Tekken 7. Die Geschichten hier geben dir einen viel besseren Eindruck von der Welt des Spiels und seinen Kämpfern.
Die Charaktererschaffung verdient auch eine besondere Erwähnung, schon allein wegen der Tiefe, die sie bietet. Es ist vielleicht das Beeindruckendste, was wir jemals in einem modernen Kampfspiel gesehen haben, mit dem du winzige Details wie Stofftexturen und Gesichtsausdrücke verändern kannst. Möchtest du einen Charakter aus deiner Lieblingsfernsehsendung, einem Film, Anime oder Spiel erstellen? Mit einem so vielfältigen System ist es wahrscheinlich möglich, und du kannst deine Kreationen sogar online mit anderen Spielern teilen.
Alles in allem ist SoulCalibur VI ein vollendetes Paket und ein Kampfspiel, das sich einfach großartig anfühlt. In vielerlei Hinsicht kehrt es mit einer Zuversicht zu den Wurzeln der Serie zurück, die bei früheren Einträgen fehlte, und das Ergebnis ist ein zugänglicher, unterhaltsamer und lohnender waffenbasierter Brawler. Dies ist mit Sicherheit das beste SoulCalibur seit SoulCalibur II, und das merkt man auch.
SoulCalibur VI ist bereits für Xbox One, PlayStation 4 und PC verfügbar.