Du befindest dich in einem wahnsinnig schnellen Auto. Das Pedal ist durchgedrückt, jedes Zucken des Lenkrads fühlt sich an wie ein geschickter, aber nutzloser Versuch, das Chaos des Verkehrs zu zügeln, dem du nur knapp ausweichst. Du fängst an, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wo die Windschatten sind und schließlich brichst du durch die Menge.
Onrush liefert nicht nur ein Rennspiel, das den Nervenkitzel des Überholens von Gegnern und Klippen stark betont – was dieses scheinbar kalt gewordene Genre stark verjüngt – es bringt diese Gattung auch an einige neue Orte, die sich so natürlich anfühlen, dass es erstaunlich ist, es diese zuvor noch nicht in einem Rennspiel gab.
Onrush existiert in unserer wunderschönen Welt, in der Spiele wie Freekstyle und Split/Second ein großes Publikum fanden, so wie sie es verdienten. Es ist ein Spiel, dessen beeindruckende Einstellung das Gameplay antreibt, während das Gameplay so glatt und stürmisch ist, dass es diese chaotische Haltung verdient. Onrush ist ein Renn- und Actionspiel, bei dem es keine Ziellinie und keine Runden gibt. Stattdessen gibt es vier verschiedene Spieltypen, bei denen zwei Teams, begleitet von endlosen Versorgungswagen, die nur darauf warten, zerstört zu werden, versuchen, Ziele auf weitläufigen und vielfältigen Karten zu erreichen. Man verfügt über eine Boost-Anzeige, welche durch das Aufnehmen von Gütern aufgeladen wird. Auf diese Weise lassen sich riesige Sprünge, oder, wenn man das Motorrad auswählt, beeindruckende Tricks durchführen. Da sich dafür stets eine Möglichkeit bietet, fordert dich das Spiel geradezu heraus den Boost einzusetzen und diesen somit zu maximieren.
Die erste interessante Sache an Onrush ist, dass es im Wesentlichen das Konzept von den zahlreichen Klassen-basierten Shootern wie Overwatch imitiert. So kann man zwischen acht verschiedenen Klassen von Fahrzeugen wählen kann, diese sind entweder besonders wendig oder verfügen über einen Panzer, der die feindlichen Fahrzeuge ausschalten soll. Sie alle haben verschiedene Rush-Fähigkeiten, die Onrushs Qualität als Teamspiel verbessern: Einige Fahrzeuge sind defensiv und verkürzen den Boost der Gegner um einem selbst oder einem Teamkameraden einen leichteren Takedown zu ermöglichen. Die offensiven Fahrzeuge können sich mithilfe des Geschwindigkeitsboosts durch das gegnerische Team kämpfen.
Im Gegensatz zu anderen Rennspielen ist es wirklich vorteilhaft, in einem Team zusammenzuarbeiten und die verschiedenen Klassen zu spielen. Wenn man sich in einem Modus befindet, in dem man mehr Punkte sammeln muss um voranzukommen, dann ist es für das eigene Team unvorteilhaft die defensive Klasse auszuwählen, da das dem anderen Team helfen würde. Es ist beeindruckend, wie erfolgreich Codemasters (genauer gesagt die ehemaligen Evolution Studios, die auch Motorstorm entwickelten) ein bewährtes Klassensystem mit einem stylischen Rennspiel verschmolzen haben.
Die Hauptattraktion des Spiels ist der Multiplayer, das ist das erste Mal seit langer Zeit, dass auch ich aufgeregt bin, endlich online zu gehen. Indem Codemasters einfach etwas Vertrautes rekontextualisierte, gelang es ihnen, etwas zu schaffen, das sich neu und interessant anfühlt. Während man spielt, levelt man auf und verdient Loot-Boxen, die eine endlose Liste von spaßigen kosmetischen Gegenständen wie Auto- oder Charakter-Skins, Tänzen, die man auf dem Ergebnisbildschirm zeigen kann, und pixelierten Grabsteinen (die bei einem Crash hinterlassen werden). Ich hatte eine Menge Spaß dabei, neue und witzige Kostüme freizuschalten sowie die Playerkarten, die man freischaltet, indem man bestimmte Anforderungen erfüllt. Diese Playercards können sogar animiert werden, was auf eine merkwürdige Weise sehr befriedigend ist.
Alle diese kosmetischen gegenstände sind wertlos, wenn man sie nicht zeigen kann. Glücklicherweise habe ich die verschiedenen Spieltypen nicht satt, denn abgesehen von dem inhärenten Spaß an der Action des Spiels, können sich alle Levels mit der Tageszeit oder dem Wetter so dramatisch verändern, dass sie manchmal wie ganz unterschiedliche Karten erscheinen. In jedem einzelnen Fall: felsige Mesas, Betonindustrielle Bezirke, dichte Wälder; die Kunst und das Leveldesign sind immer vollkommen genug, um gefährlich und groß genug zu sein um einen nicht einzuengen. Anders als in sonstigen Rennspielen, muss man sich hier keine Sorgen machen, denn die Levels sind so konzipiert, dass man immer die Möglichkeit hat rückwärts zu fahren und somit einen geeigneten Weg finden kann, sodass es einem nie langweilig wird. Das sich verändernde Wetter, was neben Sonnenschein auch nächtliche Stürme bietet, erfordert eine ganz neue Herangehensweise des Spielers.
Darüber hinaus ist auch der Soundtrack für den Spielspaß in Onrush entscheidend. Viele der Songs sind wiedererkennbare, lizensierte Tracks, die perfekt zum Spiel passen, aber wichtiger als das, sie wurden alle remixed, um ihnen einen lauteren und wilderen Klang zu verleihen. Das Spiel lässt sich am besten auf voller Lautstärke spielen, so kann man sich während der Rennen von der Musik treiben lassen. Ich fand, dass die Musik, auch, wenn diese überhaupt nicht zum eigenen Geschmack passt, so gut an das Spiel angepasst wurde, dass es die Spielatmosphäre sehr gut unterstützt. Sie hilft dabei das Spiel in Bewegung zu halten, immer mehr sehnt man sich nach dem nächsten Track und nach dem nächsten Event.
Die vier Spielmodi in Onrush sind Overdrive, wo man den Boost so lange wie möglich aufrechterhalten muss; Switch, wo man mit drei Leben die verschiedenen Fahrzeugklassen durchfährt und wo die erste Mannschaft, die als erstes alle Leben verliert rausfliegt; Countdown, bei welchem man durch Tore auf der Strecke fährt, um Zeit für die Uhr deines Teams zu gewinnen, die immer rückwärts zählt; und Lockdown, das ist im Grunde ein King-of-the-Hill-Modus, der sich 100 Meilen pro Stunde bewegt. Jeder Modus erfordert einen anderen Spielstil, doch sie alle lohnen sich wirklich. Ich kann gar nicht zählen, wie oft zwischen Gewinn und Verlust nur wenige Punkte lagen. Das brachte mich dazu immer und immer wieder spielen zu wollen.
Onrush ist jedoch nicht ausschließlich ein Multiplayer-Spiel. Es gibt einen langwierigen und lohnenswerten Einzelspieler-Modus (man kann ihn auch mit Freunden zusammen spielen). Dort geht es im Wesentlichen um in eine lange Reihe von Multiplayer-Matches gegen den Computer. Es ist in sechs Akte aufgeteilt, die jeweils von einer kleinen, stilvollen Zwischensequenz begleitet werden, die erklärt, dass Onrush eine aufkeimende junge Sportart ist, die du durch reine Nutzung zu legitimieren versuchst. Diese sind schön anzusehen, jedoch nicht so lang, dass sie dem Spielspaß im Weg stehen würden. Sie existieren im Prinzip nur, um den Events einen Kontext zu geben.
Der größte Anreiz für diese Einzelspieler-Events sind die Herausforderungen. Man wird damit beauftragt, bestimmte Klassen zu spielen und ihre spezifischen Fähigkeiten x Mal einzusetzen, um mehr Punkte zu erhalten, die weitere Ereignisse freischalten. Bei kaum einer Runde hatte ich Probleme, die Events zu gewinnen, aber es war spaßig, denn um dieses Ziel zu erreichen, muss man sich trotzdem anstrengen, während ich auch Barrel Rolls machte oder sicherstellte, dass ich mehrere meiner Feinde eliminierte. Doch natürlich gab es niemals die maßgeschneiderten Herausforderungen, die ich mir von einer robusteren Einzelspieler-Kampagne gewünscht hätte, aber sie gaben der Multiplayer-Formel eine gewisse Wendung, um die Dinge etwas interessanter zu machen. Am wichtigsten ist jedoch, dass diese Kampagne den Spielern eine lange und unterhaltsame Einführung für die Klassen bietet, bevor Sie sich an den Onlinemodus wagen.
Jeder Teil von Onrush, vom Gameplay bis zum Design, fühlt sich an wie Chaos, welches dennoch über eine gewissen Ordnung verfügt. Ein Wirrwarr von Teilen, die an die Wand geschleudert werden und in einer zusammenhängenden Form landen, die dann eine brillante Aussicht unter all dem Chaos verbergen; Und das funktioniert besser, als man es erwartet, was sehr schön anzusehen ist. Onrush ist übrigens für Xbox One und PlayStation 4 verfügbar.